Kulturgüter in Südtirol

Rete Civica dell’Alto Adige - Il portale della Pubblica Amministrazione

Trinkkrug 1

Krug aus Steingut/Steinzeug mit farbigen Abbildungen

Objektbezeichnung:
Krug
Inventarnummer:
44
Material:
Steingut, Steinzeug, Farbmittel
Technik:
gebrannt, bemalt, glasiert
Institution:
Rohrerhaus
Maße:
Trinkkrug 1 Höhe 18 cm, Trinkkrug 1 Breite 13 cm, Trinkkrug 1 Tiefe 13 cm
Historische-kritische Angaben:
Die hier abgelichteten Trinkgefäße des Rohrerhauses (ROH. Inv.-N. 44, 45, 46 und 71) werden zumeist als Humpen bezeichnet, zwar gibt es andere Namen für das Trinkgefäß, doch die Bezeichnung „Humpen“ ist sowohl in der Umgangssprache, als auch in der wissenschaftlichen Fachsprache geläufig. Bevor auf die historische Entwicklung und das Erscheinungsbild der Humpen eingegangen werden kann, muss danach gefragt werden, welches Material verwendet wird, um Humpen herzustellen. Die Werkstoffe aus denen Humpen bestehen sind unterschiedlich, so gibt es Humpen aus Glas, Steinzeug, Silber, Zinn, Steingut, Fayence und Porzellan, doch hier spielen nur zwei Stoffe eine Rolle, zum einen das Steinzeug und zum anderen das Steingut. Beide Materialen haben einen gemeinsamen Rohstoff, nämlich verschiedene Tonsorten; der Unterschied zwischen den beiden Werkstoffen ist in der Herstellung zu finden. Damit der Ton zum Steinzeug wird, muss er bei einer Temperatur zwischen 1200° und 1250°C gebrannt werden, damit aus dem Ton Steingut wird, benötigt man eine geringere Temperatur (900–1100 °C). Durch diese Differenz in der Brenntemperatur, wird das Steingut nicht vollständig sintert, das bedeutet, dass die unterschiedlichen Tonsorten nicht hundertprozentig miteinander verbunden werden, somit ist die Mischung nicht dicht, sondern besitzt eine porös ähnliche Struktur. Im Gegensatz zum Humpen aus Steingut ist der Humpen aus Steinzeug komplett sintert. (Siehe dazu die Werke von Beatrix Adler, die den Herstellungsprozess der beiden Werkstoffe näher beschreibt und weitere Eigenschaften der Stoffe auflistetet: Adler, Beatrix, Wallerfanger Steingut. Geschichte und Erzeugnisse der Manufaktur Villeroy Vaudrevange (1791–1836) bzw. der Steingutfabrik Villeroy&Boch Wallerfangen (1836–1931), 2 Bd., Dilingen 1994, S. 147–155; Adler, Beatrix, Frühe Steinzeug Krüge aus der Sammlung Les Paul. Ein Überblick über alle deutschen Steinzeugzentren von 1500 bis 1850, Dilingen-Saar 2005, S. 13–25.) Während der Ton im Ofen gebrannt wird, fügt man dem Ton Salz bei, dadurch erhält die Oberfläche des Humpens die „typische“ Salzglasur. Diese Form der Glasur stellt eine Ausnahme unter den Oberflächenveredelungen dar, da meistens vor dem Brennen die Glasur auf dem Gegenstand aufgebracht wird; doch bei der Salzglasur handelt es sich um eine Veredelung, die inmitten des Brennvorganges entsteht. Dabei wird eine Temperatur um 1250°C benötigt, erst dann können die Salzkristalle explodieren und die dadurch entstehenden Natrondämpfe sich mit dem Quarz im Ton verbinden, damit die Salzglasur entsteht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Zierde der Humpen, entweder lässt man die Oberfläche unbearbeitet oder sie wird zusätzlich dekoriert. Das Dekor oder Relief, das sich in der Mitte des Humpens befindet (zwischen Lippe und Fuß), wird mit einem Muster oder detailreichen Szenen versehen. Die Anbringung solcher Muster und Abbildungen geschieht vor dem Brennprozess. Nachdem der Ton gebrannt wurde, werden die Muster und Abbildungen mit Farben bemalt, eine häufig verwendete ist Kobaltblau.

Welcher der beiden Werkstoffe für die Humpen aus dem Rohrerhaus verwendet wurde, kann nicht mehr festgestellt werden, doch es scheint wahrscheinlicher zu sein, dass der Ton zu Steingut gebrannt wurde, da ab dem 19. Jahrhundert vermehrt Humpen aus Steingut produziert wurden. Doch selbst die Einschätzung aus historischer Perspektive scheint nicht ganz griffig, da, wie oben beschrieben, der Humpen eine Salzglasur hat und dadurch das Steingut wegfällt; denn die Salzglasur benötigt eine höhere Temperatur, als wie der Brennprozess bei der Steingut Erzeugung.

Kurz zu der Geschichte der Humpen, jene hängt eng in Verbindung mit den Rohstoffen, die verwendet werden, um das Trinkgefäß herzustellen. Auch wenn sich dadurch unterschiedliche Zeitpunkte ergeben, wann man Ansätzen soll um von Humpen sprechen zu können, lässt sich dennoch ein ungefährer Zeitraum festmachen, wann vermehrt Humpen produziert wurden. Aus den Anfängen des 16. Jahrhunderts sind die ersten Humpen-Erzeugnisse bekannt, anfänglich noch stark lokal beheimatet (Norddeutscher Raum), breitet sich der Humpen im mitteleuropäischen Raum stärker aus. Bis er zum festen Bestandteil bei Herstellung der Trinkgefäße gehört.

Schropp, Jack

 

Ausgewählte Objekte

Kein Objekt vorhanden...