Kulturgüter in Südtirol

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Frauentracht

Das Gewand setzt sich aus dem Kleid (Kietl), der Schürze (Firte) und dem Halstuch (Tiechel) zusammen.

Objektbezeichnung:
Tracht
Inventarnummer:
101
Material:
Stoff, Loden
Technik:
genäht
Institution:
Rohrerhaus
Maße:
Tracht Höhe 125 cm, Tracht Länge 56 cm, Tracht Breite 45 cm
Historische-kritische Angaben:
„Der Ursprung der Tracht: Im Sarntal wird die Tracht das „Bairische“ genannt. Diese Bezeichnung macht Standesunterschiede erkennbar: „bairisch“ (bäuerlich) gegenüber „herrisch“ (städtisch). Sie verweist darauf, dass unsere heutigen Trachten aus dem bäuerlichen Bereich hervorgegangen sind und nicht – wie häufig angenommen – dass sie aus Bayern stammen. In Tirol gab es im 16. Jahrhundert unter Erzherzog Ferdinand II. genaue Kleiderordnungen für die verschiedenen Stände; die Standesunterschiede zwischen Adel, Bürgern und Bauern sollten auch äußerlich klar zu erkennen sein. Den Bauern war nur Kleidung aus hauseigenen Materialien wie Leinen, Wolle und Loden erlaubt. Erst in der Zeit Maria Theresias wurden diese Vorschriften gelockert. Danach entwickelten sich in den verschiedenen Gebieten und in einzelnen Tälern besondere Merkmale des bäuerlichen Gewandes, die zu einer beeindruckenden, vielerorts noch heute lebendigen Vielfalt geführt haben.

Erste Dokumentationen der Tracht: Im Verfachbuch Sarntal vom 15. Januar 1560 finden wir eine der ersten schriftlichen Erwähnungen der Sarner Tracht: „ain weiß härbein Phait, wie man phliegt an des heilligen Pluets Tag zu tragen“. Schon damals wurden also weiße, „harbene Pfoatn“ getragen. Als eine der ältesten Bildquellen steht dem ein Votivbild aus Durnholz aus dem Jahre 1752 gegenüber, das eine Bauernfamilie zeigt. Wir können heute noch bis ins Detail daran ablesen, wie die damals übliche Tracht im Sarntal ausgesehen hat. Deutlich zu erkennen ist, dass der Vater als verheirateter Mann ein schwarzes „Hemit“(Jöpp) trägt und einen schwarzen Hut vor sich liegen hat, während der Sohn mit einem roten „Hemit“ bekleidet ist und einen grünen Hut besitzt. Die Mutter trägt ein dunkelrotes „Tscheapl“ (Jacke), und einen schwarzen, flachen Hut mit kleinem Gupf, möglicherweise einen „Riedlhuet“. Um den „Tschöpf“ hat sie ein weißes Tuch. Diese Haartracht könnte vielleicht der Vorgänger des „Bindtschöpfs“ sein, welcher Anfang des 20. Jahrhunderts im Tal noch üblich war. Das Bild zeigt noch weitere Elemente, die schon lange aus unserer Erinnerung verschwunden sind: Der kniende Knabe trägt eindeutig eine weite Pluderhose. Seine „Jöpp“ ist ebenso wie jene des Vaters im Gegensatz zum heutigen „Hemit“ ziemlich lang. Bei den Mädchen fallen die unterschiedlich gefärbten „Kietl“ und die weißen Schürzen auf. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts berichtet Beda Weber von den „reinlichen, weißen Schürzen“. Diese blieben bis ins frühe 20. Jahrhundert bei den Erstkommunikantinnen erhalten und gehörten noch lange Zeit zur Tracht der „Frautrougerin“ bei der Prozession des kleinen „Bluetstougs“ (dem Donnerstag nach Fronleichnam). Auf dem Votivbild lässt sich bei einigen Mädchen zudem ein seltsamer Kopfschmuck oder ein Häubchen ausmachen. Vielleicht handelt es sich hierbei um eine besondere Haartracht, den „Riedl“, den Paul Tschurtschenthaler in seinem Bericht über die Sarner Tracht genauestens beschreibt. Sowohl der „Riedl“ als auch der „Riedlhuet“ sind im Sarntal schon lange in Vergessenheit geraten. Trotz der erwähnten Eigenheiten zeigt die abgebildete Tracht einige Ähnlichkeit mit dem Gewand, das im 19. Jahrhundert im Sarntal verbreitet war und heute von den Sarnern als „Åltbairisches“ bezeichnet wird.“ (Genossenschaft für Regionalentwicklung und Weiterbildung Sarntal (Hrsg.), Die Sarner Tracht. Bairisch gian, Wien-Bozen 2011, S. 12 ff.)

 

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