Kulturgüter in Südtirol

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Frauenkleid der altbairischen Tracht aus dem Sarntal (Wurschtkietl)

Der sogenannte „Wurschtkietl“ - Frauenkleid der altbairischen Tracht aus dem Sarntal setzt sich aus einem schwarzen Rock und einem angenähten, roten Mieder zusammen. Der schwere, grobe Lodenstoff des Rockes hat eine Breite von 530 cm und ist in 146 kleine Falten gereiht. Am Ansatz zwischen Mieder und Rock befindet sich innen ein harter Stoffballen aus Leinen. Diese so genannte „Wurst“ ist 87 cm lang und hat einen Umfang von15 cm. Das eng anliegende Mieder besteht aus rotem Lodenstoff, ist innen mit Leinenstoff verstärkt und mit schwarzen Seiden- und Samtbändern verziert. Es hat vorne 24 Metallhaken und wird mit einer Schnur geschlossen. Der „Wurschtkietl“ wiegt fast 5 kg.

Objektbezeichnung:
Tracht
Inventarnummer:
485
Datierung:
1875 - 1899
Material:
Loden, Seide, Samt, Leinen, Metall
Technik:
genäht
Institution:
Rohrerhaus
Maße:
Länge 127 cm, Rock Breite 530 cm
Historische-kritische Angaben:
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts trugen die Frauen im Sarntal noch eine bunte Miedertracht, die an die Barockzeit angelehnt war. Der „Wurschtkietl“ (Kleid bestehend aus Rock und Mieder) war anfangs noch fülliger und kürzer. So manches Kleid soll fast 10 kg gewogen haben. Die „Wurscht“ war in der Form eines Stoffballens innen am Rockansatz angenäht. Sie verstärkte die Falten und täuschte viel Umfang vor. Das hatte aber auch den Vorteil, dass die Beine beim Gehen freier waren. Der Brustausschnitt des Mieders war weit geöffnet. Vergeblich bemühte sich der damalige Dekan von Sarnthein Johann Nepomuk von Tschiderer (1810 - 1819) gegen die in seinen Augen unanständige Frauentracht. Das Kleid war ihm zu kurz und der Brustausschnitt zeigte mehr als er verhüllte. Dies veranlasste ihn zur bekannten Aussage: Die Sarner Frauentracht sei „…offen wie ein Scheunentor“.
Erst die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts sollte eine Veränderung in seinem Sinne bringen.
Die aufwändige Miedertracht der Frauen wurde nach und nach durch dunklere Stoffe und einfachere Schnitte ersetzt.
Noch heute gibt es Familien, die diese wertvolle alte Tracht wie einen Schatz in Truhen hüten. So wohl auch dieser „Wurschtkietl“, der als Erbstück einer Familie aus dem Pensertal vor kurzem erst an das Rohrerhaus übergeben worden ist. Er ist Teil der altbarischen Tracht und soll nach mündlicher Überlieferung 140 Jahre alt sein.

 

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