Kulturgüter in Südtirol

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Brevele

Das als Amulett verwendete Brevele ist ein geweihter Schutzbrief, der aus mehreren Teilen zusammengesetzt ist. Es hat immer eine Hülle, da man fürchtete, dass sonst die Wirksamkeit verloren gehe. Oft sind die Brevelen in Etuis verborgen oder in schön gezierte Kissen eingenäht. Nach dem Öffnen und Auseinanderklappen der beiden neunmal gefalteten Papierblätter erkennt man zum einen eine Sammlung von lateinischen Gebeten und zum anderen Bilder von Heiligen in Kupferstichtechnik. Die Anordnung der Abbildungen in drei mal drei Reihen weist auf die göttliche Zahl drei hin. Zu sehen sind unter anderem wichtige Schutzpatrone wie der Heilige Josef, Antonius von Padua, Franz von Assisi, Ignatius von Loyola, Johannes von Nepomuk. Das Herzstück ist der Mittelteil, wo sich das schön gezierte Bild der Muttergottes befindet. Darauf liegt stets eine Sammlung von miniaturisierten religiösen Zeichen und magischen Objekten aus dem Volksglauben: ein Benediktuspfennig, ein Ulrichskreuz, ein Sebastianspfeil gegen Dämonen, Palmkätzchen gegen Halsweh, verschiedene Kräuter, Flechten, Moose und Samen gegen allerlei Krankheiten,...

Objektbezeichnung:
Amulett
Inventarnummer:
421
Institution:
Rohrerhaus
Historische-kritische Angaben:
Die bäuerliche Welt unserer Vorfahren war geprägt von uraltem Brauchtum und tiefer Frömmigkeit. Die unberechenbaren Naturgewalten versetzten die Menschen oft in Angst und Not. Krankheit und Siechtum wurden als von außen kommende Schicksalsschläge verstanden, denn es gab fast kein Gegenmittel. In Ermangelung an Erklärung wurde Hexenwerk und Teufelszauber dahinter vermutet. So fand man Zuflucht in Gebet und Beschwörung, in Segen und Magie. Dabei verwischten oft die Grenzen zwischen Religion und magischen Ritualen.
Großes Vertrauen wurde dabei in Amulette, Gebetszettel und in Zauberbriefe gelegt. Als wirksame Abwehr, wurden diese Dinge im Haus aufgehängt, unter der Schwelle versteckt, in den Rock eingenäht, … . Zwar trugen die vielen Hilfsmittel den Segen der Kirche, aber die magischen Praktiken, mit denen sie eingesetzt wurden, waren nicht immer erwünscht.
In Tirol war das Brevele äußerst beliebt. Es galt als Schutz gegen jede Gefahr für Leib und Seele, gegen Gefahren aus der Natur, gegen Hexen und Dämonen. Im Sarntal wurde ein Brevele auch häufig unter das Kopfkissen der Kinder gelegt. Es sollte vor allem gegen das „Pfriech“ (epileptische Anfälle) schützen.
Durch das unerschütterliche Gottvertrauen fanden die Menschen Stütze in schwerer Zeit. Aus dem Glauben schöpften sie Trost und Kraft und fassten Mut, um das karge Leben und die Schicksalsschläge zu bewältigen.

 

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