Kulturgüter in Südtirol

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Ohne Titel (Gummiband)

Farbfotografie auf Papier. Symmetrisch gespannte grüne Gummibänder und getrocknete Orangenblätter vor schwarzem Hintergrund. Nach Aussage des Künstlers handelt es sich dabei um eine Fundstelle, die mit Gummibändern gerastert wird, um die Funde (Orangenblätter) zu kartieren: Fotografie als Konstruktion von Wirklichkeit. Edition 1/3. Auf der Rückseite in der Mitte handschriftlich mit schwarzem Filzstift signiert und datiert: „Unterfrauner 1/3 2014“.

Objektbezeichnung:
Fotografie
Inventarnummer:
248692
Hersteller:
Unterfrauner, Karl
Sammlung:
Kunstankauf, Abteilung Deutsche Kultur
Datierung:
2014
Material:
Papier
Technik:
fotografiert (Farbfotografie), gedruckt (Tintenstrahldruck)
Institution:
Landesvermögensamt
Maße:
Höhe 60 cm, Breite 42 cm, gerahmt Höhe 61.5 cm, Breite 43.5 cm, Tiefe 3 cm
Schlagwort:
Stillleben
Historische-kritische Angaben:
Die Farbfotografie zielt darauf ab, die Wirklichkeit konzeptuell zu erfassen und sie neu zu konstruieren. Karl Unterfrauner abstrahiert Baumblätter, ordnet sie geometrisch an und reduziert, weil aus dem Kontext gerissen, Natur auf ihre visuelle Zeichenhaftigkeit. In einer zweiten Ebene spannt der Künstler Gummibänder darüber und entwickelt in gewissem Sinne ein geordnetes Herbarium. Im neuen Kontext brechen die vegetabilen Formen die Wahrnehmung auf, weil die Blätter fern vom Baum in ihrer formalen Strenge eine neue grafische Struktur und mit dem Ordnungssystem auch eine räumliche Konstruktion erstellen. (Eva Gratl, in „Arbeiten. Lavori in corso II”, Bozen 2020, S. 242)

„Die Fotografie ist eine auf die Spitze getriebene, aufgeladene Augenfälligkeit, gleichsam die Karikatur nicht der Gestalt, die sie wiedergibt (ganz im Gegenteil), sondern die ihrer eigenen Existenz“, schreibt Roland Barthes in seinem Essay Die helle Kammer über das Wesen dieses Mediums. In Unterfrauners Fotografien spiegelt sich eben jener Gedanke wider. Das Medium selbst und der künstlerische Blick des Fotografen bestimmen das Dargestellte. Funktionen des Gegenständlichen treten in den Hintergrund, es geht um das Geheimnisvolle des Dinglichen an sich. […] Immer wiederkehrendes Thema bei Unterfrauner ist auch die Diskrepanz von Natur und Geometrie, wie etwa beim Knoblauchstrumpf, der in seiner Farbigkeit an eine filigrane Zeichnung denken lässt oder auch die dunklen Orangenblätter hinter dem bläulich geometrischen Geflecht oder auch die Aufnahme vegetabiler, jedoch seltsam geographieloser Strukturen.
In all seinen Werken thematisiert der Künstler die Labilität der Wahrnehmung und die Konstitution von Wirklichkeit durch das Medium der Fotografie, was zu existentiellen Fragestellungen führt: Was ist real? Was ist ein Gegenstand? Auch die Frage nach Zeit und Raum ist immer präsent.
Unterfrauners Fotografien entziehen sich präzisen Bestimmungen. Durch die Vereinzelung der Gegenstände schaffen sie eine Wirklichkeit, die unsere eigene Wahrnehmung in Frage stellt oder zumindest irritiert. Und darin liegt der künstlerische Reiz der Werke von Karl Unterfrauner. (Aus: Gaby Gappmayr, Die Fotografie als Konstruktion von Wirklichkeit, Katalog zur Ausstellung, Galerie Widauer, Innsbruck, 2014)

 

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