Verbotene Bilder
Ed. 1/3
10 Farb-Lambdadrucke auf Dibondplatten. Jede Fotografie zeigt zum Teil verschwommene Detailansichten von bekannten Gemälden, Plastiken, Büchern oder Miniaturen.
- Objektbezeichnung:
- Fotografie
- Inventarnummer:
- 1900
- Hersteller:
- Gasser, Werner
- Sammlung:
- Autonome Provinz Bozen - Südtirol
- Datierung:
- 2005 - 2006
- Material:
- Aluminium
- Technik:
- gedruckt (Lambdadruck)
- Institution:
- Stiftung MUSEION. Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen
- Maße:
- Werk (je) Höhe 75 cm, Werk (je) Breite 112.6 cm
- Historische-kritische Angaben:
-
" [...] Die Heiligkeit der Bilder spiegelt sich heute noch im Berührungsverbot von musealen Kunstwerken. Das Nolimetangere, das die Kunstwerke in Museen umgibt und schützt, leitet sich kulturgeschichtlich aus der Sphäre des Religiösen ab, in der Dinge aus der Sphäre des allgemeinen Gebrauchs in eine andere Sphäre abgesondert werden, die man das Heilige nennt. [...] Tatsächlich ist in der sakralen Aura vieler Museen Andacht gewünscht, Schweigen wird beiläufig gefordert, um die ästhetisch reine Begegnung mit dem Kunstwerk zu ermöglichen und die Vollkommenheit der hohen Kunst von ihrem profanen Gebrauch zu scheiden. Fotografierverbote gelten fast überall - entweder aus Gründen des Urheberrechts, aus ökonomischen Überlegungen oder um die Aura nicht durch Blitzlichtgewitter zu stören. Die Kehrseite dieser Resakralisierung ist, daß einem gerade am Ort künstlerischer Freiheit der Zwang und die Kontrolle wiederbegegnen, denen man entfliehen möchte. Werner Gassers Fotoserie »Verbotene Bilder« thematisiert diese Art der Präsentation und problematisiert damit auch die Institution Museum. Zu sehen ist eine Serie von Aufnahmen, die im Zeitraum 2004/05 in verschiedenen Ausstellungsräumen in Berlin und der näheren Umgebung, in Schlösser und Museen, zum Teil in Sonderausstellungen entstanden sind. Die Aufnahmen stammen aus dem »Jüdischen Museum, Berlin«, »Schloss Charlottenburg«, »Haus der Brandenburgischen Geschichte, Potsdam«, »Gemäldegalerie, Kulturforum Berlin« sowie der »Berlinschen Galerie«. Alle diese Orte haben etwas gemeinsam: Entweder ist es generell verboten, die ausgestellten Exponate zu fotografieren oder äußerst unerwünscht! (Blicke des Wachpersonals!) Die Aufnahmen wurden deshalb ohne Stativ, ohne zusätzliche Lichtquellen, ohne Blitz, schnell aus dem Handgelenk heraus geschossen. Der museale Charakter der Exponate wird in Gassers Fotografien durch die Dynamik des fotografischen Ausnahmezustandes konterkariert. Er inszeniert den diebischen Blick, den Querblick, der das Präsentierte anders wahrnimmt, als es gemeint ist. Damit bringt er ein reflexives Moment in die Wahrnehmung und zieht die geltende Raumordnung in Zweifel. Statt in der auratischen Einbettung aufzugehen, investiert er seine eigene Arbeit, um die Bilder aus den Sphären des Verbotes heraus zu holen und durch ihre Transponierung in die Sphäre des Weltlichen einen neuen Gebrauch für sie zu erfinden. Kunst ist Handlung lautete das Credo der Performances und Happenings der Sechziger- und Siebzigerjahre, als man noch daran glaubte, dass es Weisen der Selbst-Bestimmung einmal gab und womöglich immer noch gibt. [...] "
(siehe: Heinrich Schwarzer: www.wernergasser.com/verboten - Homepage des Künstlers)
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