Kulturgüter in Südtirol

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Großes Kleid und Kind mit Wundmal auf dem Rücken

Zeichnungen (Bleistift und Buntstift) auf verschiedenen Papieren/Collage.

Objektbezeichnung:
Grafik
Inventarnummer:
2444
Hersteller:
Knapp, Hans
Sammlung:
Sammlung Museion
Datierung:
1985
Material:
Bleistift, Buntstift, Klebestreifen, Papier
Technik:
gezeichnet, geschrieben, geklebt (Collage)
Institution:
Stiftung MUSEION. Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen
Maße:
Zeichnungen (Ausschnitt) Höhe 35 cm, Zeichnungen (Ausschnitt) Breite 25.3 cm, Rahmen Höhe 56.7 cm, Rahmen Breite 42.2 cm, Rahmen Tiefe 1.2 cm
Historische-kritische Angaben:
Hans Knapp konzentriert sich in seiner künstlerischen Praxis auf ein Arbeiten mit dem Zeichenstift zwischen Spontaneität und willentlichem Experimentieren. Als prozesshafte tagebuchartige Aufzeichnungen sind Tausende Bilderfolgen und Miniaturen entstanden. Die gezeichneten Szenarien sind Ausdruck eines Lebensgefühls und einer Begegnung mit der Welt – kritisch, hinterfragend, aber auch hintersinnig im Humor und voller Anspielungen. Ein Leitmotiv bilden architektonische Umgebungen und Versatzstücke von Architekturen, wie in diesem Fall der enge, von einer großen Säule beherrschte Innenhof. Die Säule hat einen geöffneten Mund und scheint uns anzusprechen. Eine Anspielung – wie der Künstler im Titel suggeriert – auf jenes widersprüchliche Gefühl in uns „gemeint zu sein“?
(Marion Piffer Damiani, in „Arbeiten. Lavori in corso II”, Bozen 2020, S. 112)

Die Vorgehensweise von Hans Knapp – Zeichnung und Collage – folgt keiner Idee des Geschichtenerzählens, denn es gibt keine Geschichte, noch nicht einmal als Vorwand für eine Erzählung in Bildern. Für den Künstler gehört das Zeichnen zum Alltag, es durchzieht sein Leben wie ein roter Faden, er braucht es wie tägliches Brot, obsessiv, wie mach anderer Künstler auch. Eine wichtige Rolle spielen Bauwerke, das heißt für nicht genauer identifizierbare Zwecke errichtete räumliche Konstrukte, aber auch Erinnerungen und Gefühle, die der Künstler seit Kindheitstagen in sich trägt, denn seine Kunst ist so etwas wie ein Tagebuch des Unbewussten. Eben weil sie nicht wie üblich aus Zeitungsausschnitten oder Bild-Fundstücken zusammengesetzt sind, sondern Motive aus eigenen Zeichnungen zusammenfügen, nehmen die Collagen im Werk des Künstlers einen besonderen Stellenwert ein. Knapps Vorgehensweise befreit die Motive von der ihnen zugewiesenen Rolle und bringt sie neu ins Spiel, erneuert ihre Funktion und deren Wahrnehmung, versucht das ewig Flüchtige festzumachen. Für Hans Knapp ist das Zeichnen eine Technik zur Umsetzung seiner Gedanken, die immer auch mit philosophischen Überlegungen einhergehen und sich um die großen Fragen des Menschseins drehen. Sie ist für ihn Mittel und Weg, um seiner schöpferischen, im Kern intellektuellen Herangehensweise Ausdruck zu verleihen.
(Valerio Dehò, Kunst Meran/o arte, 2014)

Der Betrachter befindet sich in einem engen Innenhof, der von einer Ringmauer begrenzt und dessen Mitte von einer großen Säule beherrscht wird. Von links drängt ein Element ins Bild, welches vielleicht Teil eines Tores ist. Diese architektonische Situation wird in den Zeichnungen nur geringfügig variiert und soweit ich mich erinnern kann, war diese Anordnung fast von Anfang an so vorhanden. Ich kann mir vorstellen, dieses Gebilde in einer technischen Zeichnung so genau zu definieren, dass es gebaut werden könnte.
Der Standpunkt des Betrachters ist so gewählt, dass rechts von der Säule und oberhalb der Ringmauer Elemente der Umgebung sichtbar werden. Für diesen Teil habe ich vielfältige Versuche und Bearbeitungen ausprobiert. Es war dies nicht die Suche nach dem einen ‚richtigen‘ Ergebnis, aber trotzdem ‚geht nicht alles‘, denn
- ‚draußen‘ mag es ja viele unterschiedliche Welten geben, aber nicht alle passen in dem Sinn, dass sich für das Bildganze eine Stimmung ergibt.
- und was in diesen rechten oberen Teil des Bildes eingefügt wird, muss ja auch Formen haben, die zu den anderen Formen passen.
Irgendeinmal wurde ich nach einem Titel für diese Arbeit gefragt. Mir ist dann der Kanon „Froh zu sein bedarf es wenig …“ eingefallen und ich habe ihn als Titel gewählt.
Die Säule hat einen zum Singen geöffneten Mund und ich lege ihr nun diese Worte in den Mund. Wir wissen, dass der Kanon so weitergeht: „… und wer froh ist, der ist König.“
Da die singende Säule weder Ohren zum Hören noch Augen zum Sehen hat, müssen wir annehmen, dass sie auch nicht wahrnehmen kann, ob wir in den Kanon einstimmen oder nicht.
Und wir – kann jede Betrachterin und kann jeder Betrachter nach Belieben bestimmen, mit welchem Gesang die Säule für ihn zu sprechen scheint?
(Hans Knapp, 2014)

 

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