Kulturgüter in Südtirol

Rete Civica dell’Alto Adige - Il portale della Pubblica Amministrazione

Kumpf

Der zylindrische Behälter ist aus Holz gedrechselt und mündet an der Unterseite in eine langgezogene eingeschwungene Spitze. Die Halspartie mit abgerundeter Randlippe verläuft leicht kegelförmig und ist mit vier waagrecht umlaufenden Rillen verziert. Unterhalb eines kleines Absatzes zum Gefäßkörper verläuft ein weiteres Rillenpaar. Nach unten hin ist der Gefäßkörper leicht eingezogen und geht dann über einen schmalen Wulst in die Spitze über. Unter dem Wulst ist mit Hilfe 16 kleiner Eisennägel mit flachrundem Kopf ein rundes Metallblech auf den Behälter genagelt (Flickung?). Die Rückseite des Behälters ist unterhalb der Halszone vollständig abgeflacht. Am unteren Ende der Halszone ist eine einfache Metalllasche aus dünnem Eisendraht am Behälter angebracht, um diesen während der Arbeit in einen Gürtel einzuhängen. Unterhalb der Lasche sind die eingerahmten Initialen L M in das Holz eingebrannt. Dabei handelt es sich wohl um die Namensinitialen des einstigen Besitzers.
Der rautenförmige Wetzstein ist geschäftet. Der Holzgriff zeigt an einem Schmalende eine u-förmige Ausnehmung, in die der Wetzstein eingeschoben wird und die Schäftung mittels zweier Drahtschleifen am Wetzstein festgezurrt wird. Eine vergleichbare Schäftungsform zeigt bereits der kupferzeitliche Silexdolch des „Mannes aus dem Eis“ (Ötzi), aus der Zeit um 3200 v. Chr.
Der Erhaltungszustand von Kumpf und Holzschäftung ist insgesamt gut, die beiden Objekte sind allerdings wurmstichig.

Verwendung:
Kumpf und Wetzstein bilden eine Gerätegemeinschaft, die beim Mähen zum Einsatz kam. Mit dem Wetzstein konnte das Sensenblatt vor Ort nachgeschärft werden. Um den Wetzstein stets griffbereit zu haben, hängte sich der Schnitter den Kumpf meist am Hosenbund oder an einem Leibgürtel fest. Kumpfe mit einer Spitze konnten außerdem in den Boden gesteckt werden. Im Kumpf befand sich stets etwas Wasser, um den Wetzstein feucht zu halten.

Objektbezeichnung:
Kumpf
Inventarnummer:
00034
Material:
Holz, Stein, Eisen
Technik:
gedrechselt
Institution:
Hoamet Tramin - Museum
Maße:
Kumpf Länge 29 cm, Kumpf Durchmesser 6 cm, Stein Länge 18 cm, Wetzstein mit Griff Länge 27.5 cm
Historische-kritische Angaben:
Mit der Entwicklung von Erntegeräten aus Metall während der Bronzezeit (2200-100 v. Chr.) treten auch Wetzsteine in Erscheinung. Aus der näheren Umgebung sind frühe Sensen für die Grasmahd mit der bis heute charakteristischen Form des Sensenblattes insbesondere durch die Eisenfunde von Sanzeno am Nonsberg belegt, die noch in das 2.-1. Jh. v. Chr. datieren. Spätestens seit damals ist auch mit der Verwendung von Wetzsteinbehältern zu rechnen, wobei die frühesten Formen wohl aus Tierhörnern bestanden, die bereits im 1. Jh. n. Chr. als solche nachgewiesen sind. Kumpfe aus Holz sind seit dem Mittelalter belegt. Zu den frühesten Bildquellen für deren Verwendung zählt die Darstellung eines Schnitters in einem frühmittelalterlichen Kalendarium des Jahres 848 n. Chr. (Reichenauer Martyrologium). Ein Kumpf, der wie das hier gezeigte Exemplar über eine Spitze verfügt und in den Boden gesteckt dargestellt wird während der Schnitter das Sensenblatt schärft, ist in einem angelsächsischen Kalendarium aus dem 11. Jh. abgebildet (Nachweis siehe Literaturzitat). Das Julibild der um 1400 entstandenen Monatsdarstellungen im Adlerturm in Schloss Buonconsiglio in Trient zeigt die Heuernte. Die dort abgebildeten zylindrischen Kumpfe der Schnitter zeigen einen einfachen Rillendekor und damit große Ähnlichkeit zu dem hier gezeigten Exemplar. Insgesamt lassen sich laut volkskundlicher Studien im Alttiroler Raum aufgrund der Formgebung zumindest acht unterschiedliche Typen der Kumpfe unterscheiden, wobei im Unterland die zylindrische Form vorherrschend ist.

Literatur:
Christoph Gasser, Der Wetzsteinkumpf. Geschichte und Typologie. In: Le stagioni del fieno. Portacote dalla collezione della Società del Museo, conservati presso il Museo civico di Bolzano. Die Zeit des Heus. Wetzsteinkumpfe aus der Sammlung des Museumsvereins am Stadtmuseum Bozen. Katalog zur Ausstellung „Die Erben der Einsamkeit“, Bozen, Stadtgalerie 21. Juni – 5. Oktober 2003 (Verona 2003).

 

Ausgewählte Objekte

Kein Objekt vorhanden...