Kulturgüter in Südtirol

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Convallar(ia), Maiglöckchen, Folia Convallarieae, Herba Convallariae

Schublade aus Nadelholz mit rotem Knauf und gezinkten Verbindungen (Schwalbenschwanzverbindung). Boden angeleimt und mit Holznägeln gesichert. Vorderfront maserierend grau-braun mit roter Signatur in aufgemalener Banderole. Enhält Maiglöckchenkraut, -blätter und -pulver.

Objektbezeichnung:
Schublade
Inventarnummer:
06003/ II.2
Sammlung:
Originalbestand der Stadtapotheke Peer in Brixen
Datierung:
1800 - 1899
Material:
Holz
Technik:
gezinkt
Institution:
Pharmaziemuseum Brixen
Maße:
Vorderfront Höhe 143 mm, Vorderfront Breite 227 mm, Tiefe 390 mm, Schublade Gewicht 1241 g, Inhalt, Kraut Gewicht 135 g, Inhalt, Pulver Gewicht 200 g
Schlagwort:
Materia medica
Historische-kritische Angaben:
Maiglöckchen (Convallaria majalis, Asparagaceae)
Der Legende nach… sollen sie aus den Tränen Mariens bei der Kreuzigung Jesu entstanden sein. Mit ihren hängenden, weißen Glöckchen stehen sie in der christlichen Symbolik für Demut, Unschuld und Reinheit. Auf vielen historischen Bildern sind sie Heiligen zugeordnet und bis heute werden sie für Brautsträuße verwendet.
Volkstümliche Namen: Maieriesli, Marienblume, Maiblume, Schneetropfen, Glasblümli, Niesekraut, Maililie, Mairöschen, Maischellen.
Vorkommen und Blütezeit:
Maiglöckchen wachsen im südlichen Europa überwiegend in lichten Laubwäldern der Berggebiete und stehen unter Naturschutz. Sie blühen im Mai und Juni, später in den Sommermonaten tragen sie auffallende, rote Beeren. Oft werden sie auch zur Zierde in Gärten angepflanzt.
Verwechslungen:
Im Frühling vor Beginn der Maiglöckchen-Blüte kommt es immer wieder zu gefährlichen Verwechslungen mit Bärlauch, weil sich die Blätter der beiden Pflanzen ähneln. Zu unterscheiden sind sie am Geruch – der in Südtirols kreativer Gourmetküche verwendete Bärlauch riecht deutlich nach Knoblauch!
Giftige Pflanzenteile und Inhaltsstoffe:
Alle Teile der Pflanze sind für Menschen und Tiere giftig, sie enthalten lokal reizende Saponine und eine Vielzahl stark herzwirksamer Glykoside wie z.B. Convallosid und Convallatoxin, besonders angereichert in den Blüten und Früchten. Für Kinder sind die roten Beeren am verlockendsten, glücklicherweise werden die herzwirksamen Giftstoffe aber beim Verzehr der Beeren nur zu einem Bruchteil vom Körper aufgenommen. Äußerlicher Kontakt mit der Pflanze führt zu Augen- und Hautreizungen.
Vergiftungssymptome und Therapie:
Die in den Beeren enthaltenen Saponine führen zu allgemeinen Reizungen mit Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen. Herzrhythmusstörungen kommen im Umgang mit der Pflanze selten vor, angeblich nur nach irrtümlichem Genuss des Blumenwassers.
Falls es nicht spontan erfolgt, sollte man im Falle einer Vergiftung gleich Erbrechen auslösen und die gastro-intestinalen Reizungen mit Schleimpräparaten lindern. Bei Einnahme größerer Mengen und schweren Vergiftungserscheinungen unbedingt den Notarzt verständigen!
Historische und aktuelle Verwendung:
Bereits im 16. Jahrhundert rühmten diverse Kräuter- und Destillierbücher die stärkende Wirkung der Maiglöckchen für Hirn, Herz und alle „edlen“ Körperteile. Sie wurden aber auch bei Augenleiden, Schwindel, Fallsucht und Ohnmacht verordnet – gerne in Form der „gebrannten Wässer“, also als Maiglöckchen-Destillat. Viele Schnupfpulver enthielten das gepulverte Maiglöckchen-Kraut, weil es nach dem Einatmen kräftiges Niesen bewirkt. Mitte des 19. Jahrhunderts gelang erstmals die Isolierung einiger Wirkstoffe wie z.B. des Convallamarins und daraus folgte ihre Zuordnung zur Gruppe der Digitalis ähnlichen Arzneistoffe.
Heute gilt die Verwendung der Krautdroge in der Schulmedizin als obsolet; standardisierte Pflanzenauszüge werden aber in Kombination mit anderen Digitaloiden aus Oleander, Meerzwiebel und Adonisröschen als Mittel zur Herzstärkung noch verordnet. Homöopathische Ärzte empfehlen Convallaria bei Rhythmusstörungen und nervösen Herzbeschwerden.

 

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