Mohnstampfer
Der Stampfer besteht aus Holz und setzt sich zusammen aus zwei Teilen. Der obere Teil ist ein länglich gezogener Balken, der eine Einlassung für die Hände hat. Der untere Teil ist innen ausgehöhlt, damit der obere Teil hineinpasst. Ferner umrunden zwei Metallringe den unteren Teil des Stampfers.
- Objektbezeichnung:
- Stampfer
- Inventarnummer:
- 9
- Material:
- Holz, Metall
- Technik:
- zusammengesetzt, geschnitzt, gehobelt
- Institution:
- Rohrerhaus
- Maße:
- Mohnstampfer Höhe 132 cm, Mohnstampfer Breite 22 cm, Mohnstampfer Tiefe 22 cm
- Historische-kritische Angaben:
-
Wie die Bezeichnung des Gegenstandes schon implizit preisgibt, wurde der Stampfer dazu verwendet um Mohn mürbe zu schlagen. Der Mohnstampfer besteht aus zwei Teilen, zum einen der Stößel und zum anderen der Standmörser. Sowohl der Stößel (oder Stampfe), als auch der Mörser, waren schon bei "den" Römern und "den" Ägyptern der Antike bekannt; die Römer bezeichneten beide als "pistillum" und "mortarium" (Siehe dazu z.B. die Satiren des Juvenal aus dem 1. Jh. n. Chr. Juv. 7,170; oder den Papyrus Eber aus dem 16. Jh. v. Chr. pEbers 9,2c,18; pEbers 10,3,8). Doch sollte die Stampfe und der Standmörser nicht mit dem Pistill und dem Mörser aus heutiger Zeit verwechselt werden, da diese kleiner sind. Die Größe des Stampfers ermöglichte es hohe Kraft anzuwenden, um den Mohn kleinzumahlen. Der Mohn wurde deshalb zerrieben, um ihn als Nahrungsmittel zu verwenden; dafür wurde der sogenannte Schlafmohn oder Blaumohn (pataver somniferum) geerntet und weiterverarbeitet. Vor allem Süßspeisen wurden mit dem gestoßenen Mohn hergestellt, dazu zählten der Mohnkuchen, der Mohnstrudel, der Germknödel u.v.m. Neben diesen Lebensmitteln spielte der Mohnkrapfen eine zentrale Rolle, da dieser ein wichtiger Bestandteil der Festtage war - man buk ihn vermehrt an solchen Festlichkeiten. Dieser Brauch ist zwar ein wichtiger Bestandteil der bäuerlichen Kultur, aber der Mohnstampfer diente nicht nur um Mohn zu zermürben, sondern hielt auch in anderen Bereichen der bäuerlichen Alltagskultur Einzug; so ist er auch im religiös-rituellen Bereich von Bedeutung. Es wird erzählt (laut mündlicher Überlieferung aus dem Sarnthein), dass die Mohnstampfe am letzten Donnerstag im Advent, den "Losenpfinstig", gebraucht wurde, um einen Orakelspruch zu beschwören; dafür kam man um Mitternacht auf einem Kreuzweg zusammen, um den Stößen des Mohnstampfers zu lauschen. Daraus ergibt sich, dass der Mohnstampfer nicht nur ein Werkzeug der Lebensmittelproduktion war, sondern eine wichtige Funktion erfüllte, deren Bedeutung breiter zufassen ist, weil er die Grenzen des Alltagsgegenstandes sprengt und dadurch an Wichtigkeit für kleinere soziale Gruppen gewinnt, wie z.B. im Sarnthein. (Die Literatur über Mohnstampfer ist sehr spärlich gesät und lückenhaft, darum wird hier keine Literatur angeboten.)
Schropp, Jack
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