Kulturgüter in Südtirol

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Abend "Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohlgelungen." Franz Kafka, Der Bau

Tholos-Projekt

Ed. 1/3

Rho Inkjet-Druck auf Aluminium, auf dem ein Blick von oben auf einen Brunnenschacht abgebildet ist. Eine männliche Figur mit Hut steht am Rande und blickt in die Tiefe des Brunnens, wo drei Alphörner aus dem Rand ragen.
Ausgangspunkt des Projekts "Tholos", das Knapp viele Jahre lang beschäftigt hat, ist ein antikes Brunnenheiligtum, das Knapp in die Erde versenkt imaginiert. Dieses Werke zeigt den Blick vom oberen Tholosrand in die Tiefe, in der sich der Himmel spiegelt; das assoziierte Werk (Inv.Nr. Museion 1886a) zeigt hingegen den Blick aus einer klaustrophobischen Tiefe in die Höhe und letztlich wieder in den Himmel. Man kann diese Blickrichtungen mit existenziellen Situationen bzw. Perspektiven in Verbindung bringen.

Die Zeichnungen (Inv.Nr. Museion 1887) zeigen exemplarisch, wie Knapp mit zahllosen kleinen Zeichnungen seine Themen entwickelt.

Objektbezeichnung:
Installation, Fotografie
Inventarnummer:
1886b
Hersteller:
Knapp, Hans
Sammlung:
Sammlung Museion
Datierung:
2005
Material:
Aluminium
Technik:
fotografiert (Farbfotografie)
Institution:
Stiftung MUSEION. Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen
Maße:
Werk Höhe 173.6 cm, Werk Breite 124 cm
Historische-kritische Angaben:
"Die beiden Fotoarbeiten von Hans Knapp (Brixen, 1945) - Morgen "Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohlgelungen." Franz Kafka, Der Bau, Abend "Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohlgelungen." Franz Kafka, Der Bau – gehören zu einer Art Archiv, das sich in Entstehung befindet: Sie sind Teil des Tholos-Projekts, das der Künstler zu Beginn der Neunzigerjahre in Angriff genommen hat und das immer noch läuft. Zu Beginn des Projekts entstanden kleine Zeichnungen eines zylindrischen Schachts – einer idealen Konstruktion, an der der Künstler den Dialog zwischen architektonischer Form, menschlicher Figur und Objekten erprobte. Nach Jahren unzähliger gezeichneter und gemalter Entwürfe ging Hans Knapp zu fotografischen Experimenten über, für die er in seinem Garten ein Modell im Maßstab 1:6 errichten ließ. Dieser aus Holz, Blech und Glas bestehende riesige Prototyp blieb bis zu seinem Abriss im Jahr 2002 der Witterung und den Blicken der Leute ausgesetzt. Die gezeigten Fotos hängen mit diesem großen Modell zusammen: Das Wandbild stellt die Aufnahme von oberen Rand des Brunnens dar, die beleuchtete Installation an der Decke den Reflex, der sich auf dem Wasser ergibt. Am Rand der Konstruktion regen Figuren der Betrachter dazu an, über seine Wahrnehmungen und die Beziehung zum Raum nachzudenken. Die wiederholte Bearbeitung und Wiederaufnahme der Fotografien überschreitet ihren rein dokumentarischen Charakter und verleiht ihnen den Rang von Instrumenten der Anschauung und Wahrnehmung." (Museion, NEW ENTRIES!, S.10)


»Das Tholos-Projekt
ein rational – existentialistisches Projekt
Ort und Atmosphäre
Genauigkeit und Fremdheit«
Die ersten Serien von kleinen Zeichnungen, die das Motiv eines zylinderförmigen Brunnenschachtes variieren, entstehen vor etwa 20 Jahren. Immer neu wird in kleinen Zeichnungen ausprobiert, welche Figuren, Gegenstände und Geschichten zu dieser architektonischen Form »passen« könnten. Dass mich diese Geschichte so lange beschäftigen wird, ist jedoch keineswegs von Anfang an klar.
Es ist für den Fortgang des Tholos-Projektes sehr wichtig, dass ich von Marion Piffer, die als Kuratorin das Ausstellungsprogramm der Galerie Museum in Bozen mitgestaltet, im Jahr 1993 eingeladen werde, meine Arbeit in einer Einzelausstellung zu präsentieren: Blätter mit Zeichnungen, Acrylmalereien, ein Modell und Fotos von mehreren kleinen Modellen.
In den Jahren nach der Ausstellung in der Galerie Museum tritt das Malen in den Hintergrund. Ich »denke« und komponiere zwar wie früher Bilder in vielen kleinen Zeichnungen, stelle mir nun aber nicht mehr Gemaltes, sondern Fotografiertes im großen Format vor. Die Fotos sollen »realistisch« wirken und ich plane, ein großes Modell zu bauen. Die Wandelemente des Zylinders aus Holz und die Wasserwanne aus Blech mit Glasboden werden in Werkstätten vorbereitet, im übrigen montiere ich das meiste eigenhändig. Bei dieser nicht gerade effizienten Bauweise und wegen der Unterbrechung durch den Winter zieht sich die Arbeit bis in das nächste Jahr hinein.
Dann steht das Modell fünf Jahre lang, wird fotografiert, bei unsicherem Wetter zugedeckt, von Schnee befreit, Besucher staunen, die Mitbewohner von Haus und Garten sind geduldig, und irgendeinmal ist es genug; im Sommer 2002 baue ich das Modell ab; das Holz ist im Winter noch als Heizmaterial nützlich.
Die Tholos als ein vom Menschen in die Natur eingefügtes Zeichen, ein mit ästhetischer Einfühlung gebautes Bergheiligtum. Idealer Standort wäre eine Landschaft bei Sterzing, in der Nähe von sieben Bergseen. Die Tholos wirkt nicht aufdringlich und stört nicht den freien Ausblick, da nur drei Stufen des Unterbaus und darauf ein etwa 90 cm hoher Mauerring (gut 6 m im Durchmesser, wie die Tholos von Delphi) sich über den Boden erheben. Die drei oberen Enden der Alphörner ragen etwa 1,5 m aus dem Boden. Wanderer nähern sich und schauen, sie erleben den suggestiven Eindruck des weiten und tiefen Zylinders mit der Spirale, die den Blick hinableitet auf den großen Wasserspiegel. Der Spiegel verdoppelt die Tiefe und zeigt weit unten Himmel und Wolken und – klein – das eigene Bild. Vielleicht gibt es auch – durch einen engen äußeren Gang parallel zur Spirale – den Abstieg in einen Meditationsraum, eine gläserne Kapsel im oder unter dem Wasser. Die Alphörner sind wirklich spielbar: vorsichtige Versuche, ein verhaltenes Anspielen, schwermütige Tonfülle und schauriges Widerhallen, skurriles Abklingen.
Hans Knapp
(http://www.hansknapp.it/Tholos/page1.html)

 

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