Kulturgüter in Südtirol

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Mädchen, Allegorie für Herbst

Jëuna, autonn

Kleinformatige Skulptur aus gefasstem Zirbenholz mit der Darstellung eines jungen Mädchens als Allegorie für den Herbst.
Sie trägt ein langes, hellblaues Kleid im Empire-Stil mit rot-schwarzem Punktmuster und eine Weintraube in der rechten Hand.

Objektbezeichnung:
Kleinplastik
Inventarnummer:
00581
Hersteller:
Unbekannt
Sammlung:
Giuani Senoner da Vastlé
Datierung:
1820
Material:
Zirbe, Ölfarbe
Technik:
geschnitzt, gefasst
Institution:
Museum Gherdëina
Maße:
Höhe 20.5 cm, Breite 6 cm, Tiefe 4.5 cm
Historische-kritische Angaben:
Im Museum Gherdëina sind die kleinen Statuen zweier Mädchen ausgestellt, sie sind im Empire-Stil gekleidet und stellen Allegorien auf den Winter und Herbst dar. Bei genauerem Hinsehen sind sie weit mehr als nur zwei Figuren, stehen sie doch sinnbildlich für die Befreiung der Frau. Die nimmt mit der Französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts Fahrt auf und endet (vorläufig) kurz nach dem Tode Napoleons 1821.
Es ist vor allem der neue Kleidungsstil, der eine doppelt befreiende Wirkung entfaltet. So bricht dieser mit den Gesetzen gegen den Luxus, Gesetzen also, die strenge Kleidungsvorschriften beinhalteten, die an den jeweiligen sozialen Stand gebunden waren. Sie befreiten die Bürger, vor allem aber die Bürgerinnen von physischen Einschränkungen, die bis dahin von Korsetten, Bustiers und anderen völlig überflüssigen Accessoires ausgingen. War dieser Ballast einmal abgeworfen, wurden die Bewegungen ungezwungener, einfacher, harmonischer.
Die modische Befreiung wurde von oben verordnet, in einem entsprechenden Dekret vom 29. Oktober 1793 hieß es: „Kein Mensch, egal welchen Geschlechts, kann einen anderen Bürger oder eine Bürgerin dazu zwingen, sich in einer bestimmten Art zu kleiden.“ Waren Frauen, die sich nicht an die Gesetze gegen den Luxus hielten, vor der Revolution noch als Aufrührerinnen verfolgt worden, liest man nun: „Jeder Mensch ist frei, die Kleider und Accessoires zu tragen, die er möchte.“
Der Kleidungsstil ist nicht das einzige, was sich an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert grundlegend ändert. Auch in der Architektur, der Einrichtung und Kunst sind englische Einflüsse ebenso spürbar, wie die Wiederentdeckung klassischer Kunst im Gefolge der Ausgrabung von Pompeji und Herculaneum. Für die Frauenmode hieß dies: die Taille der Kleider wanderte unter die Brust, die Ausschnitte wurden tiefer, die Ballonärmel kürzer, was mit sich brachte, dass Frauen erstmals nackte Unterarme zeigten. Dazu wurden die Stoffe leichter, fast transparent, was wiederum die Jugend der Frauen und die Schönheit ihrer Formen unterstrich.
Die neue Mode war demnach ein Ausdruck der wiedererlangten Freiheit der Frauen, die nun auch ihre Meinung frei äußern, ihre Bildung zur Schau stellen und damit dem Mann gegenüber wesentlich unabhängiger agieren konnten. Allerdings war die Zeit der Befreiung eine kurze. Eine Grippeepidemie sorgte dafür, dass wieder wärmere, schwerere Stoffe verwendet wurden. Unterstrichen wurde die Kehrtwende außerdem durch die Heirat Napoleons mit Maria Luise von Österreich, deren eleganter und raffinierter Modegeschmack sich von jenem von Joséphine ganz wesentlich unterschied. Letztere hatte maßgeblich zur Etablierung des Empire-Stils beigetragen.
(Danila Serafini)

 

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