Kulturgüter in Südtirol

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Wein

Aquarellmalerei hinter Glas gerahmt, schwarzer Passepartout, goldfarbener Holzrahmen, Signatur des Künstlers in der rechten unteren Bildecke. Die zentrale Landschaftsmalerei zeigt ein (fiktives?) Überetscher Dorf, dessen Kirchturm jedenfalls an jenen von St. Pauls erinnert. Im Hintergrund breitet sich der grün bewaldete Mitterberg mit dem Kleinen und Großen Montiggler Seen aus, dahinter folgt der Kalterer See vor der Salurner Klause, die bereits von den kräftigen Strahlen der alles beherrschenden Sonne überlagert wird. Die vier szenischen Darstellungen sind dem Wein gewidmet. In der linken oberen Ecke sind Figuren dargestellt, die aufgrund ihrer tunika- und togaartigen Kleidungsstücke der griechisch-römischen Antike zuzuordnen sind: das erste Paar hält sich vor einem griechischen Tempel auf, das zweite Paar steht vor einem römischen Triumphbogen und einem Amphitheater. In der rechten oberen Ecke folgt die Darstellung eines Paares in offensichtlich mittelalterlicher Kleidung und eines weiteren Paares in der Tiroler Tracht. Die unteren Bildmotive zeigen den zeitgenössischen Weinbau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die 1960er-Jahre. Links unten sind das Rebenbinden und das Aufrichten der Pergl dargestellt, rechts unten die Weinlese. Zu Füßen der arbeitenden Bauern sind eine Reihe von Arbeitsgeräten für den Weinanbau dargestellt. Die anfangs erwähnte Landschaftsmalerei ruht auf einem gewölbeartigen Unterbau (Kellergewölbe?) mit einer Torggl.

Objektbezeichnung:
Bildwerk
Inventarnummer:
0000.2
Hersteller:
Waid, Guido
Datierung:
1974
Material:
Papier, Holz, Glas
Technik:
Aquarell, Tempera
Institution:
Hoamet Tramin - Museum
Maße:
Breite 108 cm, Höhe 61 cm
Historische-kritische Angaben:
Der am 9. September 1913 in Tramin geborene Guido Waid entstammt einer Bauernfamilie. Nach dem Schulbesuch im Heimatort wechselt der Bub 1925 an das Franziskanergymnasium nach Bozen, bricht die Ausbildung aber im selben Schuljahr wieder ab. Seine Jugendjahre liegen im Dunkeln. Aber bereits damals soll er bei jeder Gelegenheit einen Zeichenstift in die Hand genommen haben. Anschließend – so wird berichtet – ist er im Hotelwesen, bei der Post und der Eisenbahn beschäftigt. 1939 optiert Guido Waid für Deutschland und erhält im April 1940 die deutsche Staatsangehörigkeit. Als Angehöriger der deutschen Wehrmacht ist er an der Ostfront und in Holland im Einsatz. In Nimwegen soll er, wie später auch in Florenz, eine zeitlang eine Kunstakademie besucht haben. Im Juli 1942 heiratet Waid im kärnterischen Villach die Krankenschwester Herta Streit und lässt sich nach dem Krieg in Dellach bei St. Daniel im Kärntner Gailtal nieder. Bekannt ist, dass er dort trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage regelmäßig mit der Malerei beschäftigt war. 1949 übersiedelt der Tausendsassa mit seiner Familie wieder nach Tramin, wo er die bescheidene Landwirtschaft seiner verstorbenen Eltern übernimmt. Daneben malt er auch in seiner neuen alten Heimat alles wonach der Markt an Gebrauchskunst verlangte. 1976 zog es den Lebenskünstler von Tramin auf die gegenüberliegende Talseite nach Buchholz oberhalb von Salurn. Guido Waid verstarb am 15. Juni 1981.

Werk. Guido Waid hatte künstlerisches Talent. Und er malte so gut wie alles, was man sich vorstellen kann: Vereinsplakate, Firmenschilder, Bühnendekorationen, Erntedanktafeln, Diplome, Ehrenurkunden, Schützentafeln, Schriften. Er malte in Öl, gestaltete Fassadenbilder in Fresko- und anderen Techniken (häufig St. Florian auf Feuerwehrhäusern), bemalte Pappmachèpuppen, Kranzschleifen und entwarf Vereinsfahnen. Legendär sind seine unübertroffenen Illustrationen der Traminer Faschingszeitung „Egetmanns Schwefelmaschin“. Besondere Bekanntheit erlangt Guido Waid hierzulande jedoch wegen seiner liebevoll-ironischen Genrebilder, die minutiös die bäuerliche Welt und in zahllosen Varianten insbesondere die bäuerlichen Weinkeller zeigen. Immer sind seine Motive gespickt mit Charakterköpfen. Bei den dargestellten Frauen und Männern handelt es sich vielfach um Traminer Zeitgenossen. Der talentierte Tausendsassa hat nie offiziell ausgestellt.

Literatur:
Verein für Kultur und Heimatpflege Tramin (Hrsg.), Guido Waid 1913-1981, Katalog zur Gedächtnisausstellung im Bürgerhaus Tramin, 9.-13. September 1993 (Auer 1993).

 

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