Archivale des Monats

Jänner 2011: Archiv Kasten-Schlandersberg, Belehnung mit der Burg Schlandersberg 1529

Belehnung mit Burg Schlandersberg 1529

Im dreizehnten Jahrhundert errichteten die Montalbaner, eine bedeutende Familie aus dem Dienstadel (Ministerialität) der Grafen von Tirol, am Sonnenberg oberhalb von Schlanders die Burg Schlandersberg; ein Zweig der Familie nannte sich in der Folge nach der neuerrichteten Veste. Bereits 1329 erkannten Hans, Konrad und Peter von Schlandersberg für ihre Burg die Lehensabhängigkeit von der Grafschaft Tirol an und erlangten dadurch das Recht, die Burg Galsaun zu erbauen. Neben den beiden genannten Burgen waren zeitweilig auch Kastelbell, Rotund, Reichenberg, Braunsberg, Hochnaturns, Sigmundskron und Vorst im Besitz der Familie, die zu den führenden Ritteradelsfamilien des Vinschgaus aufstieg. 1383 verlieh ihnen der Churer Bischof das wichtige Vizedomamt im Vinschgau.
Im Laufe des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts dehnten die Schlandersberger ihren Einflussbereich auch auf Graubünden und Vorarlberg aus: Ulrich von Schlandersberg, seit 1516 churischer Vogt im Prättigau und später im vorarlbergischen Neuburg, ehelichte Veronika von Hohenems, die aus einem der bedeutendsten Adelsgeschlechter Vorarlbergs stammte.
Nachdem die Burg Schlandersberg 1487 an Hans von Griesingen zu Lehen gegeben worden war, belehnte König Maximilian I. 1502 wiederum die Schlandersberger mit ihrer Stammburg. Mit der hier vorgestellten, im Familienarchiv erliegenden Urkunde vom 23. November 1529, belehnt Erzherzog Ferdinand von Österreich, König von Böhmen, Kroatien und Ungarn, der spätere Kaiser Ferdinand I., die Brüder Ulrich, Hans und Wolfgang von Schlandersberg ein weiteres Mal mit der Burg und allen dazugehörigen Rechten.
Die Veste Schlandersberg blieb im Besitz der Familie bis zu deren Aussterben im Jahr 1755. Die Grafen Hendl erbten die Burg und verkauften sie zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts an Bauern. Vor wenigen Jahren wurde das Bauwerk von den aktuellen Eigentümern umfassend saniert.

Das Familienarchiv der Schlandersberger, das über viele Jahrhunderte im Ansitz Kasten in Galsaun verwahrt wurde, ging im Erbwege zunächst an die Grafen Hendl, 1864 an die von Ottenthal 1926 übernahm es die Familie Pohl aus Schlanders. 1940 gelangte es schließlich ins Staatsarchiv in Bozen, das den Bestand 1986 dem neu gegründeten Südtiroler Landesarchiv übergab.

Evi Pechlaner

GS