Archivale des Monats
April 2014: Jakob Johann Schgraffer (1799–1859) – ein Bozner Komponist
Familienarchiv Schgraffer, Bozen
Am 23. Juni 1823 stellte das kaiserlich-königliche Musikkonservatorium von Lombardo-Venetien zu Mailand dem jungen Musikstudenten Giacomo Sgraffer nach zweijähriger Ausbildung über seine musikalischen und kompositorischen Fähigkeiten ein lobendes Zeugnis aus (s. Anhang 1). Jakob Johann Schgraffer wurde am 15. Mai 1799 in Bozen geboren und trat nach Abschluss seines Musikstudiums die vakante Stelle eines Bozner Pfarrorganisten an, die er bis kurz vor seinem Tod innehaben sollte. Jakob entstammte einer alteingesessenen Bürgerfamilie, die im 17. Jahrhundert den Ansitz (heute Hotel) Mondschein in der Bindergasse erbaut hatte, der sich jedoch schon seit 1773 nicht mehr in Familienbesitz befand.
Karl Schgraffer, Besitzer des Cafè „Schgraffer" am Johannesplatz (heute Waltherplatz), ermöglichte seinem früh verwaisten Neffen Jakob das Musikstudium, zunächst in Trient, später in Mailand, und vermachte ihm nach seinem Tod das Kaffeehaus. Jakob vermählte sich 1832 mit der Witwe Therese Staffler geb. Mumelter. Dieser Ehe entsprossen elf Kinder.
Größere Bekanntheit über die Grenzen Tirols hinaus erlangte der Komponist bereits 1825 mit einem Festgesang zu Ehren des 58. Geburtstags von Kaiser Franz I. Zahlreiche weitere Kompositionen für verschiedene festliche Anlässe, aber auch Kirchenmusik, sollten folgen (Stücke für Orchester, Kantaten, Lieder, Messen etc., s. Anhang 2). Neben seiner Tätigkeit als Komponist stand Schgraffer viele Jahre lang der Städtischen Musikbande beziehungsweise der Musik-Dilettanten Gesellschaft als Kapellmeister vor, regelmäßig wurden Konzerte veranstaltet. Das für das Bozner Musikleben so fruchtbare Wirken des Komponisten und Pfarrorganisten endete jäh, als Jakob Johann Schgraffer einen Schlaganfall erlitt, an dessen Folgen er am 22. März 1859 verstarb.
Zur Vertiefung: Giuliano Tonini, "Carissimo Giacomino ...". Il bolzanino Jakob Johann Schgraffer (1799-1859) allievo di composizione all'Imperial Regio Conservatorio di Musica di Milano del maestro Vincenzo Federici (1764-1826), in: Sergio Martinotti (Hrsg.), La musica a Milano, in Lombardia e oltre 2, Milano 2000, S. 153-232.
Evi Pechlaner
PT
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