Archivale des Monats

Juli 2015: Die Kartause Allerengelberg in Schnals

Bestand Klosterarchiv Allerengelberg (Schnals), Nr. 1

Klosterarchiv Allerengelberg (Schnals), Nr. 1

Das Kartäuserkloster Allerengelberg (Mons omnium angelorum) in Schnals wurde 1326 vom Tiroler Landesfürsten Herzog Heinrich von Kärnten gegründet und ab 1332 von Mönchen aus der Kartause Mauerbach bei Wien besiedelt.
Dem Kloster stand ein Prior vor, der aus der Mitte der zwölf Mönche gewählt wurde; ihm zur Seite stand ein Prokurator, der für die Verwaltung des Klostervermögens zuständig war. Herzog Heinrich hatte die Kartause zunächst mit Einnahmen aus einigen Höfen in Schnals ausgestattet, im Laufe der Zeit kamen weitere Höfe in Schnals und im Vinschgau sowie Fischweiden (Haider See) dazu. Das Kloster gab die ihm grundrechtbaren Höfe zu Erbpacht an Bauern aus. Bei der Baurechtverleihung stellte der Grundherr seinem Grundholden einen Verleihbrief aus, auf den letzterer mit einem Reversbrief antwortete und sich verpflichtete, die geforderten Abgaben zu leisten und den Hof nur mit Zustimmung des Grundherrn zu veräußern. Über seine Schnalser Hintersassen übte Allerengelberg zudem die niedere Gerichtsbarkeit. Zu diesem Zweck ernannte der Prior den sogenannten Klosterrichter.
Im Zuge der josephinischen Reformen wurden 1782 alle beschaulichen Orden, zu denen auch der kontemplativ ausgerichtete Kartäuserorden zählte, aufgehoben und ihr Vermögen bzw. der Erlös aus dem Verkauf der Güter dem neu errichteten Religionsfonds zugeführt, um damit vor allem die Einrichtung neuer Pfarreien zu finanzieren.
Nach der Aufhebung von Allerengelberg wurden die Güter der Kartause öffentlich versteigert. Aus dem ehemaligen Klosterareal entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte das Dorf Karthaus.
Das Klosterarchiv wurde bei der Aufhebung zersplittert und ging teilweise verloren. Teile gelangten in das Kirchen- und ins Gemeindearchiv von Karthaus, ins Gerichtsarchiv von Schlanders oder in Privatbesitz. Die Handschriften kamen in die Universitäts- und Landesbibliothek Innsbruck und ins Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Ein weiterer Teil des Archivs gelangte über das Rentamt Bozen an das Innsbrucker Statthaltereiarchiv (heute: Tiroler Landesarchiv). Im Zuge der Archivalienaufteilung zwischen Österreich und Italien nach dem Ersten Weltkrieg verblieb ein Teil in Innsbruck, ein weiterer wurde dem neu gegründeten Staatsarchiv Bozen übergeben, das die Archivalien 1986 an das Südtiroler Landesarchiv zur Verwahrung übertrug.

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