Archivale des Monats

August 2015: Eine adelige Dame und die Beizjagd

Archiv Wolkenstein-Trostburg, Urkunde Nr. 913

Archiv Wolkenstein-Trostburg

Die Beizjagd, das Jagen mit abgerichteten Greifvögeln, kam im frühen Mittelalter nach Europa. Die seit 1414 in regelmäßigen Abständen erlassenen Jagdordnungen der Tiroler Landesfürsten verboten den Untertanen unter anderem die Jagd auf verschiedene Vogelarten, die vornehmlich mit Greifvögeln erlegt wurden. Das Beizen galt als ein Privileg des Adels, diese prestigeträchtige Jagdform erforderte Zeit für das fachgerechte Abrichten der Greifvögel, ausreichende Mittel zu deren Verpflegung und Unterbringung (z. B. Volièren), ein Pferd und einen Hund. Der Jäger bzw. die Jägerin ritt zur Jagd aus, wobei er/sie den Beizvogel auf dem durch einen Falknerhandschuh geschützten Arm trug. Sobald der Hund das Beutetier aufgespürt hatte, wurde der Beizvogel darauf angesetzt.
Die beliebtesten Greifvögel waren die Falken, aber auch Habichte und Sperber wurden eingesetzt, um Jagd vornehmlich auf Enten, Reiher, Gänse, Schwalben, Drosseln, Wachteln, Rebhühner, Krähen und andere Vogelarten, aber auch Feldhasen zu machen. In Tirol wie in anderen Regionen ritten adlige Männer und Frauen gleichermaßen zur Vogelbeize. Nicht nur Maximilian I. war wie sein Vorgänger (Erz)Herzog Sigismund ein leidenschaftlicher Jäger, auch Eleonore von Portugal, seine Mutter, liebte die Beizjagd, ebenso wie Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza, die beiden Ehefrauen Maximilians. Dementsprechend zeigen auch Wandmalereien wie etwa auf Freundsberg oder im Trienter Adlerturm adlige Damen mit Beizvögeln am Arm. Auch Elisabeth von Lodron, die Adressatin des hier vorgestellten Schreibens von 1493, ging wohl auf die Beizjagd. Sie hatte den Richter von Kastelruth, Berchtold von Lafay, um einen Habicht oder einen Sperber gebeten. Da er jedoch keinen solchen greifbar hatte, bot er als Ersatz eine Eule an, da sich grundsätzlich jede Greifvogelart zum „Abtragen", d. h. zum Abrichten eignete.
Ende des 17. Jahrhunderts ließ die Begeisterung für die Beizjagd auch in Tirol nach, vereinzelt wurde sie aber bis ins 19. Jahrhundert gepflegt.

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