Archivale des Monats
November 2015: Franz Nikolaus Graf von Thurn-Valsassina und Taxis verleiht das Postmeisteramt von Brixen an Carl Anreiter von Ziernfeld
Archiv Anreiter, Nr. 21
Im ausgehenden 15. Jahrhundert weitete sich der Einflussbereich der Habsburger durch Eheverbindungen um Burgund und Flandern, Kastilien und Aragón. Eine schnelle und verlässliche Nachrichtenübermittlung zwischen der von Maximilian I. bevorzugten Residenz Innsbruck, den Niederlanden, Wien, Rom und Spanien wurde unerlässlich. Der Kaiser betraute damit Mitglieder der aus dem Raum Bergamo stammenden Familie Taxis (Tasso), die bereits im päpstlichen Kurierdienst sowie für die Republik Venedig tätig war. In der Folge bauten verschiedene Mitglieder der Familie ein dichtes Netz von Poststationen auf. Diese Infrastruktur ermöglichte dank eines Staffettensystems mit regelmäßigem Reiter- und Pferdewechsel eine schnelle Übermittlung der Reichspost. Philipp I. von Spanien gewährte Franz von Taxis 1505 ein erstes Postmonopol, 1520 ernannte Karl V. Johann Baptist von Taxis zum Generalpostmeister, ab 1615 wurde das Postgeneralat erblich und die Taxis damit Generalerbpostmeister. Bereits 1512 wurden sie in den Reichsadel erhoben. Während es die Brüsseler Linie im 17. Jahrhundert sogar in den Reichsfürstenstand schaffte, wurde die Innsbrucker Linie 1642 in den Freiherren- und 1680 in den Grafenstand erhoben. Sie war für die Postroute im nördlichen Tirol und südwärts bis Atzwang zuständig, während die verschwägerten Freiherrn von Taxis-Bordogna und Valnigra den größten Teil der Poststationen zwischen Bozen und Pergine innehatten. Die Betreiber der Postrouten konnten die einzelnen Poststationen zu Lehen ausgeben, eine solche Verleihung eines Postmeisteramtes, nämlich jenes von Brixen an den Brixner Bürger Carl von Anreiter durch Franz Nikolaus Graf von Thurn, Valsassina und Taxis im Jahr 1706, wird als Archivale des Monats November vorgestellt. Die Beförderung der Post wurde somit über Jahrhunderte durch private Unternehmer besorgt, die einen öffentlichen Dienst versahen. Dies änderte sich in Tirol erst 1769/70, als die „Briefpost" verstaatlicht wurde, während die „Fahrpost", die Beförderung von Passagieren und Paketen mit der Postkutsche, noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts von den Postmeistern besorgt wurde. Ab 1867 wurde mit der Eröffnung der Brennerbahn die Postbeförderung von der Straße auf die Schiene verlagert, auch das Reisen mit der Postkutsche verlor rasch an Bedeutung.
ep
PT
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