Archivale des Monats
Der Bau der Fleimstalbahn
Südtiroler Transportstrukturen AG, Nr. 375
Nachdem die Städte Bozen und Trient jahrzehntelang um die Trassenführung einer Schmalspurbahn in das Fleimstal gestritten hatten und schlussendlich die Bozner Variante von Auer über den San Lugano-Pass nach Predazzo den Vorzug erhielt, wurde im Kriegsjahr 1916 mit dem Bauvorhaben begonnen, zumal das Fleimstal auch eine wichtige Nachschublinie für die Dolomitenfront war. Geplant war eine 50,5 Kilometer lange Schmalspurbahnstrecke, die für Heerestransporte und Truppenversorgung wie auch für den Frachtverkehr, etwa Holztransporte, in Friedenszeiten nutzbar sein sollte. Bei den Gleisarbeiten wurde massiv auf russische Kriegsgefangene zurückgegriffen, von denen viele aufgrund der harten Arbeitsbedingungen den Tod fanden. Verzögerungen gab es vor allem wegen des kriegsbedingten Mangels an Baumaterial und der schwierigen Trassenführung, bei der große Geländestufen zu überwinden waren (Auer liegt auf 224 Metern, die Passhöhe von San Lugano auf 1097 Metern). In Predazzo sollte der größte Schmalspurbahnhof der Monarchie entstehen.
Die Abschnitte Auer–Montan beziehungsweise bis Castello di Fiemme und Cavalese wurden bis Juni 1917 in Anwesenheit von Kaiser Karl I. eingeweiht. Der Abschnitt Cavalese–Predazzo wurde im Februar 1918 provisorisch in Betrieb genommen. Nach dem Ende des Weltkrieges wurde die Fleimstalbahn von den italienischen Staatsbahnen übernommen, die den Bahnverkehr ab Februar 1919 wieder aufnahmen. Ab 1928 wurde die Bahn elektrifiziert, damit verkürzte sich die Fahrzeit erheblich. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg verzeichnete der Fremdenverkehr starke Zuwächse und die Fleimstalbahn zunächst eine gute Auslastung. Jedoch machte sich der Ausbau der Straßen rasch bemerkbar: Der damit einhergehende Automobilverkehr entwickelte sich bald zu einer bedrohlichen Konkurrenz für die Schmalspurbahn, die schließlich am 10. Jänner 1963 aus Kostengründen stillgelegt werden musste.
ep
PT
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