Archivale des Monats

Der Bau des Kraftwerkes an der Töll 1896

Archiv der Etschwerke, A.XII.1.8

Archiv der Etschwerke, A.XII.1.8

Bereits ab 1891 begannen zwischen Vertretern der Städte Bozen und Meran Gespräche über die Errichtung eines gemeinsamen Kraftwerkes für die Stromerzeugung, wofür man 1897 die „Etschwerke der Städte Bozen und Meran“ gründete. Um die Wasserkraft der Etsch optimal auszunützen, wählte man einen Standort nahe der Töll im Algunder Becken. Mit dem Bau des Kraftwerkes, dessen Planung der anerkannte Münchner Ingenieur Oscar von Miller und das Ingenieursbüro P. Ammann in Mödling übernahmen, konnte schließlich 1896 begonnen werden. Einen Einblick in die Umsetzung des ehrgeizigen Projektes gibt ein am 14. Dezember 1896 von den Bürgermeistern von Bozen und Meran, Dr. Perathoner und Dr. Weinberger, unterzeichneter Übersichtsplan der im Bau befindlichen Wasserkraftanlage an der Töll, der größten Anlage in Tirol und Vorarlberg. Nach weniger als zwei Jahren Bauzeit wurde das Werk am 5. April 1898 in Betrieb genommen. Die Leitung, die die Stadt Bozen mit Strom versorgte, galt als erste 10.000-Volt-Hochspannungsleitung der Welt.
Elektrizität wurde anfangs hauptsächlich für die öffentliche Beleuchtung und dann zunehmend auch für den öffentlichen Verkehr genutzt, denn durch die gesicherte Stromversorgung war der Weg frei für den Bau zahlreicher Zahnrad-, Straßen- und Seilbahnen. Auch Industrie und Kleingewerbe sowie in zunehmenden Maße Privathaushalte wurden an das Stromnetz angeschlossen, sodass ab 1912 ein weiteres Kraftwerk am Eingang des Schnalstales bei Naturns den steigenden Bedarf nach elektrischer Energie decken sollte.
1924 bis 1926 baute die Firma Montecatini, die sich in Sinich niedergelassen hatte, das Kraftwerk Töll weiter aus, 1929 folgte ein nochmaliger Ausbau. Die Etschwerke hatten ein Jahr zuvor auch das von der Gemeinde Zwölfmalgreien um 1900 errichtete Elektrizitätswerk in Kardaun (Elektrizitätswerk Eggental) übernommen. Vor allem durch die Ansiedlung zahlreicher Industriebetriebe in Bozen begann ab den 1930er Jahren ein steter Anstieg des Strombedarfs, wodurch neue Anlagen, etwa das Eggentaler Stauwerk (1937) oder der Schnalstaler Staudamm (1956) notwendig wurden. Auch die folgenden Jahrzehnte waren von einem steten Wachstum gekennzeichnet. Das Wasserkraftwerk an der Töll, das erste Großkraftwerk Südtirols, wurde nach hundert Jahren saniert und ist nach wie vor im Betrieb. Es wird heute von dem im Dezember 2015 durch die Fusion der Etschwerke mit der SEL AG gegründeten Unternehmen Alperia geführt.

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