Archivale des Monats

Königin Eleonora von Polen gewährt eine Taufpatenschaft

Archiv Toggenburg, Nr. 68

Am 19. August 1691 informierte Eleonora, Königin von Polen, verwitwete Herzogin von Lothringen und Erzherzogin von Österreich, Marx Friedrich Graf von Wolkenstein in einem Schreiben über die Bitte des fürstbischöflich brixnerischen Hofrats Franz Anton Stocker, wonach ihr ältester Sohn, Herzog Leopold von Lothringen (* 1679), dessen – zu dem Zeitpunkt noch ungeborenes – Kind aus der Taufe heben solle. Da Stockers Ehefrau, Catharina Eleonora Skawski von Greifenfels, vormals Kammerdienerin der Königin gewesen war, wollte diese dem Ansuchen stattgeben, sofern das Kind männlichen Geschlechts sei. Daher beauftragte die Königin Marx Friedrich von Wolkenstein, ihren Sohn bei der bevorstehenden Taufe würdig zu vertreten.
Eleonora Maria Josepha von Österreich wurde 1653 als Tochter Kaiser Ferdinands III. geboren und wurde durch ihre Hochzeit mit dem polnischen König Michael I. (Michał Korybut Wiśniowiecki) 1670 Königin von Polen. Nach dem frühen Tod ihres Mannes 1673 heiratete sie 1678 in Wien Herzog Karl V. von Lothringen, der anschließend zum Statthalter von Tirol und Vorarlberg ernannt wurde und in der Hofburg zu Innsbruck residierte. Als Eleonore im August 1691 an Marx Friedrich von Wolkenstein schrieb, war sie bereits zum zweiten Mal Witwe geworden, da Herzog Karl erst wenige Monate zuvor verstorben war. Eleonore übernahm daraufhin für ihren ältesten Sohn, Leopold, nunmehr Herzog von Lothringen – nachmals Vater von Franz Stephan von Lothringen, dem Ehemann Maria Theresias von Österreich – die Geschäfte und stimmte somit der Patenschaft zu.
Der Brauch, hochgestellten Personen die Taufpatenschaft der eigenen Kinder anzutragen, war gerade in hofnahen Kreisen sehr verbreitet. Um die Patenschaft wurde meist schon frühzeitig, also noch vor der Geburt, angesucht. Mit einem hochgestellten Paten erhoffte man sich für das Kind bessere Karrierechancen und eine gewisse Protektion, was sich in vielen Fällen auch erfüllte.
Als am 3. September 1691 das Kind von Franz Stocker und Catharina Eleonora Skawski zur Welt kam, war es jedoch kein Junge, sondern ein Mädchen. Marx Friedrich von Wolkenstein war daher seiner Aufgabe enthoben. Das Mädchen wurde auf den Namen Maria Eleonora getauft, die Patenschaft übernahm nunmehr Königin Eleonora höchstselbst, vertreten durch Marx Friedrichs Schwiegermutter Margareth Helena verwitwete Gräfin von Wolkenstein-Trostburg geborene Gräfin Khuen-Belasi.

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