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Erzherzogin Anna (de'Medici) dankt Fürstbischof Sigmund Alphons von Thun für die Weihnachtsgrüße
Als Erzherzogin Anna von Österreich-Tirol dem Fürstbischof von Brixen und Trient, Sigmund Alphons von Thun, am 31. Dezember 1673 in einem Schreiben für seine Weihnachtsglückwünsche dankte, stand es um die Beziehungen zwischen dem als streitsüchtig geltenden Oberhirten und dem Erzhaus nicht zum Besten.
Erzherzogin Anna (1616–1676), eine Tochter von Cosimo II. de̕ Medici und Maria Magdalena von Österreich, war die Witwe nach Erzherzog Ferdinand Karl, dem 1662 verstorbenen Tiroler Landesfürsten, einem Sohn Leopolds V. und der Claudia de̕ Medici. Nach dem Tod ihres Mannes hatte dessen Bruder Erzherzog Sigmund Franz die Herrschaft über die oberösterreichische Ländergruppe übernommen; nach dessen frühen und kinderlosen Ableben 1665 war Tirol an die Hauptlinie und damit an Kaiser Leopold I. zurückgefallen, der im Oktober 1673 in zweiter Ehe Claudia Felizitas von Österreich, eine Tochter von Ferdinand Karl und Anna de̕ Medici geheiratet hatte.
Der seit 1663 amtierende Brixner Fürstbischof Sigmund Alphons von Thun (1621–1677) hatte 1668 zusätzlich den Bischofsstuhl von Trient übernommen, was heftige Kontroversen ausgelöst hatte. Bereits seit Mitte der 1660er Jahre schwelten zudem Konflikte mit dem Brixner Domkapitel, in denen beide Seiten auch vor Gewaltandrohung nicht zurückschreckten. Die Beziehungen zwischen den Fürstbistümern Brixen und Trient und den Tiroler Landesfürsten waren ebenfalls seit längerem belastet, da die Innsbrucker Regierung die Hoheitsrechte der beiden Hochstifte zusehends beschnitt und die Befolgung der Landtagsbeschlüsse forderte. Als Sigmund Alphons sich gegenüber Erzherzog Sigmund Franz weigerte, Liegenschaften und Rechte, die dessen Bruder Ferdinand Karl an Bischof Anton von Crosini verpfändet hatte, gegen Restitution der Pfandsumme zurückzustellen und zudem Geschenke an die kaiserliche Familie verweigerte, spitzte sich der Konflikt weiter zu. Als die Landschaft 1673 alle Brixner Besitzungen beschlagnahmen ließ, lenkte der Bischof schließlich ein.
In dieser angespannten Stimmung hatte Sigmund Alphons von Thun vermutlich versucht, die Wogen zu glätten, indem er Erzherzogin Anna Weihnachtsglückwünsche übermittelte und sie wiederholt seines guten Willens versicherte. Die diversen Streitigkeiten rund um Sigmund Alphons von Thun endeten jedoch erst mit dem Tod des Oberhirten im Jahr 1677.
ep
PT
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