Archivale des Monats

Ein Rezept aus dem 18. Jahrhundert gegen Frostbeulen

Archiv Wolkenstein-Toblino, Nr. 372

"Pro Memoria
Recept aus denen Augsburger Zeittungen gegen die Frost- oder Winterbeülen, so alß bewährt angegeben wirt.
Man nehme 2 Quint Salmiak, und eben so viel Küchensalz, lasße es in 2 Gläßer Wasßer zergehen, und wasche damit die leidenden Theile fleisßig."

Ein Mitglied der Familie Wolkenstein, wohl Anton Franz Graf von Wolkenstein (1726–1806), notierte für den persönlichen Gebrauch ein Rezept gegen Frostbeulen, damals auch Winterbeulen genannt, die üblicherweise eine Begleiterscheinung großer Winterkälte waren. Nach einem Wärmeoptimum im Hochmittelalter begann das Klima in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts merklich abzukühlen, sodass die Zeit von etwa 1450 bis 1850 als kleine Eiszeit bezeichnet wird. Wegen der widrigen Witterungsbedingungen waren diese Jahre auch von regelmäßig wiederkehrenden Hungersnöten geprägt. Lang andauernde und klirrend kalte Winter, waren in dieser Zeitspanne keine Seltenheit. Enorme Schneemengen und vor allem extremer Frost machten Menschen und Tieren schwer zu schaffen. Der Winter 1708/09 gilt als kältester Winter des letzten halben Jahrtausends, doch auch 1739/40, 1764/65, 1775/76 und 1783/84 gab es laut zeitgenössischen Berichten verheerende Kälteperioden, die zahlreiche Erfrierungsopfer forderten. Besonders gefährdet waren naturgemäß Personen, die sich über einen längeren Zeitraum im Freien aufhielten, etwa Bauern beim Holzfällen, Fuhrleute und Reisende, die auf offenen Wägen oder Kutschen unterwegs waren, oder Soldaten auf Winterfeldzügen. Auch partielle Erfrierungen an Händen, Füßen und Ohren waren keine Seltenheit. Da waren Frostbeulen noch das kleinere Übel, wenn auch recht unangenehm. Es handelt sich dabei um schmerzhafte und juckende Schwellungen, die bei großer Kälteeinwirkung an exponierten Stellen, etwa an Händen, Zehen oder im Gesicht, auftreten und mehrere Wochen anhalten können.

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