Archivale des Monats
„…ihme die bartesana durch gestossen…“ – Ein Bericht zur Ermordung Albrechts von Wallenstein
Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) gilt als der verheerendste Krieg der frühen Neuzeit. Hauptschauplatz war dabei das Heilige Römische Reich, einige Territorien wie etwa Tirol blieben vom unmittelbaren Kriegsgeschehen verschont, doch findet das Geschehen auch hier in den Adels- und Familienarchiven durchaus einen Niederschlag, namentlich in der Korrespondenz von Personen, die in irgendeiner Form am Krieg beteiligt waren. So findet sich etwa im Archiv Welsperg-Raitenau ein Eilschreiben eines unbekannten Verfassers (die Unterschrift wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt abgetrennt), in dem er zum 9. März 1634 dem Hans Werner von Raitenau, Ober-Kriegsratspräsident und Johanniterkomtur, „in höchster Eil“ von der wenige Tage zuvor erfolgten Ermordung Wallensteins (25. Februar 1634) berichtete. Wallenstein, eigentlich Albrecht Wenzel von Waldstein (1583–1634), war ein böhmischer Adeliger, der als gewiefter Kriegsunternehmer im Laufe der ersten Kriegshälfte in kaiserlichen Diensten zum erfolgreichen Feldherrn, Oberkommandanten und zum Reichsfürsten aufstieg. Sein Geschick und seine Machtfülle machten ihn in den Augen der übrigen Fürsten der kaiserlichen Partei zu einer ernsten Bedrohung. Auf ihr Betreiben wurde er 1630 von Ferdinand II. zunächst abgesetzt, doch nach Kriegseintritt der Schweden ein weiteres Mal zum obersten Befehlshaber der kaiserlichen Truppen bestellt. Wallensteins eigenmächtiges Agieren und sein Taktieren mit den Schweden brachten ihn aber bald in die Bredouille, der Kaiser beschloss ihn absetzen zu lassen und forderte von den Generälen Aldringen, Gallas und Piccolomini die Auslieferung Wallenstein – tot oder lebendig. Der gesundheitlich angeschlagene Feldherr zog sich mit seinem Gefolge, darunter Christian von Ilow, Wilhelm Graf Kinsky und Adam Trčka von Lipa, nach Eger zurück. Dort wurde seine Entourage am 25. Februar 1634 auf Betreiben des kaiserlichen Obristwachtmeisters Walter Leslie vom Stadtkommandanten John Gordon zu einem Festmahl eingeladen und anschließend von Soldaten niedergemacht. Wenig später stürmten irisch-schottische Soldaten unter der Führung von Walter Butler das Schlafgemach Wallensteins und töteten diesen mit einer Partisane (Lanze). Der militärische Erfolg und die Ermordung ließen den Feldherrn zur Legende werden. Kaiser Ferdinands II. Sohn Ferdinand übernahm nach Wallensteins Tod den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen. Der Krieg sollte noch weitere vierzehn Jahre fortdauern. Er hinterließ in Mitteleuropa eine Spur der Verwüstung.
ep
PT
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