Archivale des Monats

Oktober 1957 – Die asiatische Grippe erreicht Südtirol

Bestand Vorbereitungsschulen, Nr. 9_01

Während die Spanische Grippe (H1-N1), die vor hundert Jahren geschätzte zwanzig Millionen Menschen dahinraffte, seit Ausbruch der aktuellen Pandemie in aller Munde ist, sind die beiden anderen großen Grippewellen des 20. Jahrhundert weniger bekannt: Die asiatische und die Hongkong-Grippe. Die asiatische Grippe, die im März des Jahres 1957 von China ihren Ausgang nahm, erreichte im Herbst desselben Jahres Mitteleuropa, in Südtirol erreichte das Infektionsgeschehen im Oktober einen ersten Höhepunkt. Da sich das Influenzavirus, das durch Tröpfcheninfektion übertragen wird, bei Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen besonders rasch ausbreitet, ist es nicht weiter verwunderlich, dass gerade auch Schulen von der Ansteckungswelle betroffen waren. Die land- und hauswirtschaftliche Vorbildungsschule in Bozen etwa musste Mitte Oktober 1957 kurzzeitig den Schulbetrieb einstellen und schließen, da mehr als dreißig Prozent der Schüler an der neuartigen Grippe erkrankt waren. Das Sanitätsamt der Gemeinde Bozen ordnete für alle Schulen in der Stadt eine gründliche Desinfektion der Unterrichtsräume an, die Hausmeister der Schulgebäude wurden angewiesen, die Räume gut durchzulüften. Das Virus H2-N2 der Asiatischen Grippe forderte etwa eine Million Todesopfer weltweit und kehrte auch in den folgenden Winterhalbjahren immer wieder, bis es 1968/69 von der sogenannten Hongkong-Grippe (H3-N2) abgelöst wurde, die ebenfalls rund eine Million Menschen dahinraffen sollte.

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