Archivale des Monats

Im Zeichen des Handels: Die Schutzmarke Südtirol 1976–2005

Der Entwurf von Heinz Matthias (Neumarkt) in deutscher und italienischer Variante, 1975/76 (Amt für Handel, ohne Signatur).

Bozen verdankt sein Glück seiner Funktion als Knotenpunkt bedeutender alpenquerender Fernwege, die hier im Hochmittelalter einen Handels- und Marktplatz entstehen ließen. Der Handel bildete mit den erstmals im Jahr 1202 belegten, bald auch überregional bedeutenden Jahrmärkten den zentralen Wirtschaftsfaktor der Stadt. Seit 1633/35 besaß Bozen zudem mit dem Merkantilmagistrat ein autonomes Handels- und Wechselgericht, das den hier zu Messezeiten zusammenkommenden Kaufleuten aus dem süddeutsch-österreichischen und dem oberitalienischen Raum im Falle von Rechtsstreitigkeiten den Vorteil zügiger Entscheidungen bot.

Bis heute ist der Handel – zusammen mit Landwirtschaft, Tourismus, Dienstleistung, Industrie, Handwerk und produzierendem Gewerbe – über Bozen hinaus eine der prägenden Säulen der Südtiroler Wirtschaft.

Auch wenn die entscheidenden Durchführungsbestimmungen für den Handel erst ab 1978 erfolgten, so eröffnete das Autonomiestatut augenscheinlich Spielräume, die u. a. im Frühjahr 1975 genutzt wurden, um einen öffentlichen internationalen Wettbewerb „für die graphische Gestaltung eines einheitlichen Signets für Erzeugnisse und Dienstleistungen aus Südtirol“ auszuschreiben. Bei der Umsetzung federführend war Dr. Gerold March vom Amt für Außenhandel. Die über zweihundert eingegangenen Entwürfe wurden im Jänner 1976 unter dem Vorsitz von Landesrat und Landeshauptmannstellvertreter Valentino Pasqualin (1930–1989) von einer Kommission begutachtet. Dabei wurde der erste Preis nicht vergeben, ausgezeichnet und prämiert wurden aber die Entwürfe mit den Kennworten „Südtirol 2000“ (Arbeitsgemeinschaft Bischofer & Raitmayr, Innsbruck), „Kasperlpost“ (Johann Paar, Bruck a. d. Mur) und „König Laurin“ (Hermann Battisti, Bozen).

Letztlich zum Zuge kam nach weiteren Selektionsprozessen bei Marktforschern ein Entwurf des Graphikers und Kunstmalers Heinz Matthias (1919–1987). Matthias stammte aus Magdeburg, war zu Kriegsende in Trient in Gefangenschaft geraten und anschließend in Neumarkt geblieben, wo er eine Familie gründete. Neben der Schutzmarke schuf er vor allem die in der Südtiroler Tourismuswerbung sehr verbreiteten, ästhetisch ansprechenden Panoramakarten.

Das Landesgesetz vom 10. November 1976 Nr. 44 regelte „Schaffung, Einführung und Propagierung“ dieser Schutzmarke für kontrollierte Qualitätserzeugnisse aus Südtirol, die vor allem landwirtschaftliche Produkte kennzeichnete (zunächst Kernobst, also namentlich Äpfel, ferner Milch, Speck und Honig, ab 1990 auch Grappa, Erdbeeren und Himbeeren) und zu den Marketing- und Exporterfolgen jener Jahre wohl mitentscheidend beitragen sollte.

Für die Schutzmarke wurde Ende 1976 über das Provinzialamt für Industrie, Handel und Handwerk die Eintragung für eine deutlich weiter gefasste Produktpalette beantragt. Die Registrierung bei den staatlichen Zentralstellen erfolgte im April/Mai 1977 zunächst auf zwanzig Jahre, 1997 wurde sie um zehn weitere Jahre verlängert. Die Schutzmarke blieb bis zur Einführung der neuen Dachmarke 2005 das prägende Erkennungszeichen für Qualitätsprodukte aus Südtirol.

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