Archivale des Monats

Ein Schloss mit Symbolcharakter

1973 durchschreitet Landeshauptmann Silvius Magnago öffentlichkeitswirksam als frisch gebackener „Schlossherr“ das mit reicher romanischer Bauplastik aus Ratschinger Marmor verzierte Portal der Pankratiuskapelle von Schloss Tirol. Schloss Tirol steht als namengebende Burg der älteren Grafen wie kein zweites Bauwerk für die Geschichte des Landes.

Landeshauptmann Silvius Magnago auf Schloss Tirol nach dem Übergang des Schlosses vom Staat auf die Provinz Bozen, 1973 (Sammlung Silvius Magnago, Nr. 427)

Besitzübergang vom Staat auf das Land

Nach der Annexion Südtirols durch das Königreich Italien (1919) ging auch die Burg aus österreichischem Ärar in italienische Staatsdomäne über. Dank des zweiten Autonomiestatuts (D.P.R. Nr. 115 vom 20. Jänner 1973) konnte die Provinz Bozen die Burg in den Landesbesitz übernehmen – ein wichtiger symbolischer Schritt der Selbstermächtigung.

Das neue Landesdenkmalamt restauriert

Am 1. Dezember 1973 wurden die Zuständigkeiten im Bereich des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege vom Staat an die Autonome Provinz Bozen-Südtirol übertragen. Die umfassenden Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten auf Tirol unter Federführung des neuen Landeskonservators, des Brixner Dompropstes Karl Wolfsgruber, sollten sich über ein Jahrzehnt hinziehen.

Ein Archäologiemuseum auf Schloss Tirol?

Die ursprüngliche Zweckbestimmung von Schloss Tirol als Museum für Archäologie fiel nicht zuletzt durch die Entdeckung des Mannes vom Hauslabjoch, heute gemeinhin als Ötzi bekannt, weg, da hierfür in Bozen ein zentraler Standort gefunden werden konnte. Der große Erfolg der ersten gemeinsamen Tiroler Landesausstellung „Eines Fürsten Traum. Meinhard II. – Das Werden Tirols“ im Jahr 1995 (Schloss Tirol und Zisterzienserabtei Stams) wies den Weg zu einer inhaltlichen Neudefinition der Burg und zu ihrer Nutzung als Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte.

Das Schloss als Identifikationsort

Als solches wurde das Schloss 2003 eröffnet und erzählt nun als „Hauptexponat“ seine eigene Geschichte. Die Burg wurde nach dem Vorbild salisch-staufischer Pfalzen errichtet und war über einen längeren Zeitraum zentrale Residenz der Grafen von Tirol und Görz-Tirol. Als Anziehungs- und Identifikationsort für alle drei Sprachgruppen des Landes umfasst sein Wirkungsbereich heute ein breit gefächertes Spektrum an Aktivitäten, die von der Forschung und der Vermittlung bis hin zu Festlichkeiten und Repräsentation reichen.

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