Archivale des Monats
Zur Entwicklung des Seilbahnwesens in Südtirol
Kurz nach der Jahrhundertwende wurden in Südtirol die ersten für Personentransport gedachten Schwebeseilbahnen gebaut. Weitere Fortschritte erlebte das Seilbahnwesen im Ersten Weltkrieg und durch den Aufschwung im Tourismus. Die Sterzinger Firma „Leitner AG“ ist heute ein Global Player auf dem Sektor. Südtirol übernahm erst im Zuge des Zweiten Autonomiestatuts die Zuständigkeit für die Seilbahnanlagen.
Als am 29. Juni 1908 die vom Gastwirt Joseph Staffler erbaute Seilbahn von Bozen nach Kohlern als erste Bahn in Südtirol eröffnet wurde, war sie zugleich die erste für den Personentransport gebaute in Mitteleuropa. Wenige Jahre nach der Eröffnung der Kohlererbahn sorgte 1912 die Fertigstellung der von Giulio Ceretti und Vincenzo Tanfani aus Mailand gebauten Vigiljochbahn bei Lana für großes Aufsehen.
Erster Weltkrieg
Für große Fortschritte im Seilbahnwesen war aber der Erste Weltkrieg verantwortlich. Die Feldseilbahnen waren für die an der Südfront kämpfenden Truppen lebensnotwendig. Als Ingenieur des Landsturms wurde 1915 auch Louis Zuegg, einberufen. Durch seine Erfahrungen (z. B. Erfindung des straffen Tragseils, der Fernsprechverbindungen, der Tragseilbremse, eines ausgereifteren Entgleisungsschutzes), die er während der Planung und des Baus der Frontseilbahnen sammelte, wurde Zuegg nach dem Ende des Krieges mit dem Bau seiner Musterseilbahn Meran-Hafling zu einem der wichtigsten Ansprechpartner für Seilbahntechnik weltweit, das Bleichert-Zuegg-System wurde ein internationaler Erfolg.
Tourismus
Der aufstrebende Alpin-, insbesondere der Skisport, wurde in der Zwischenkriegszeit zu einem neuen Motor des Seilbahnwesens. Die Skifahrer begnügten sich nicht mehr nur mit Seilbahnanlagen, sondern verlangten nach weiteren Aufstiegsanlagen. In den 1930er Jahren kam es zur Entwicklung und zum Bau zahlreicher Schlittenlifte und nach dem Zweiten Weltkrieg zur Errichtung der Sessellifte.
Die ersten Sesselifte Italiens wurden 1946 von Hans Trojer aus Algund zum Josefsberg bei Forst gebaut und 1947 von Karl Hölzl auf den Col Alt im Gadertal. Trojer und Hölzl prägten bis in die 1960er und 1970er Jahre maßgeblich den Seilbahnbau in Südtirol.
Zunehmend übernahm nun aber die Sterzinger Firma Leitner, die bereits am Bau der Kohlererbahn mitgewirkt hatte, eine Führungsrolle auf dem Gebiet der Seilbahnanlagen. Neben der Firma Leitner verwirklichte in den folgenden Jahrzehnten auch das österreichisch-schweizerische Unternehmen Doppelmayr zahlreiche Projekte in Südtirol.
Autonomiestatut
Mit dem Zweiten Autonomiestatut 1972 ging die Zuständigkeit für die Seilbahnanlagen von der staatlichen Verwaltung (Transportministerium) an die Autonome Provinz Bozen über (vgl. DPR 31.8.1972 Nr. 670, Art. 8) und lag beim Amt für Transportwesen. Seit der Ämterreform 1982 ist das Amt für Seilbahnen der Abteilung 38 - Verkehrs- und Transportwesen (jetzt Mobilität) unterstellt.
Amt für Seilbahnen
Das Amt für Seilbahnen sorgt für die Sicherheit und Regelmäßigkeit der Seilbahnanlagen im öffentlichen Dienst und nimmt dabei folgende Aufgaben wahr: Projektüberprüfung und -genehmigung, Abnahme der Anlagen, technische und betriebliche Überwachung der Bahnen, Begutachtung der Projekte für Seilbahnanlagen für den Transport von Personen und Gütern im nichtöffentlichen Dienst, Genehmigung der Betriebsmodalitäten der Seilbahnanlagen im öffentlichen Dienst, Verwaltungspolizeibefugnisse.
PT
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