Archivale des Monats

Übernahme des Grieser Klosters durch die Benediktiner

Verfachbuch Bozen 1847, fol. 1929r

Die Benediktinerabtei Muri-Gries am Grieser Platz im Bozner Stadtteil Gries wurde 1845 durch Ordensbrüder gegründet, die aus dem vier Jahre zuvor aufgehobenen Kloster Muri im Kanton Aargau stammten. Abt Adalbert Regli (1800–1881), 28 Priestermönche und acht Laienbrüder hatten die im 11. Jahrhundert gegründete Abtei in Muri infolge des Aargauer Klosterstreits und einer radikalen Säkularisierungspolitik verlassen müssen. Da eine Rückkehr nach Muri aussichtslos war, führte Regli ab September 1843 Verhandlungen mit dem österreichischen Staatskanzler Metternich zur Übernahme des 1807 von der bayrischen Regierung säkularisierten Augustiner-Chorherrenstifts Gries.
Regli leitete die Instandsetzung und Neuausstattung der Klosteranlage in Gries, war in der Folge von 1845 bis 1881 Abt von Muri und Prior von Gries, zudem Mitglied des Grieser Gemeinderats und von 1860 bis 1866 als Vertreter des Prälatenstands Mitglied des Tiroler Landtags. Im Oktober 1847 bestätigte die österreichische Regierung definitiv die Übergabe des Klosters und des Stiftungsgutes. Im Zuge hatten Gemeinde und Priorat am 20. April jenes Jahres nachstehendes Übereinkommen geschlossen, wobei zur Klärung der Eigentumsverhältnisse u. a. eine Schätzung und Inventarisierung der Paramente und Kirchengerätschaften vorgenommen wurde.

Die Klosterbibliothek
Auch die Geschicke der Bibliothek wurden darin geregelt. Den Grundstock des reichen Bestands hatten die Augustinerchorherren mit ca. 5000 Bänden gelegt, die das Stift von 1406 bis zur Aufhebung 1806 bewohnt hatten. Zusätzlich reich bestückt wurde die Sammlung 1845 durch die Ankunft der Benediktiner, die die wertvollen Teile ihrer Bibliothek mit zahlreichen Inkunabeln, Frühdrucken und Handschriften ebenfalls aufgrund der staatlichen Aufhebung (1841) aus Muri mitgebracht hatten.
Mit dieser Vereinbarung übernahm der neue Pfarrvikar P. Leodegar Kretz (1805–1871) die Verwaltung der Bibliothek. P. Leodegar hatte 1845 Abt Adalbert, P. Luitfried Berger und Br. Leonz Füglistaller nach Gries begleitet, wo er die Pfarrei Gries übernahm und von 1854 bis 1856 das Amt des Subpriors der Abtei versah. Im Rahmen seiner seelsorglichen Tätigkeit in diversen Pfarreien befasste er sich auch mit Kirchenrestaurierungen, so auch jener der gotischen Grieser Pfarrkirche. 1856 gründete er den Meraner Leseverein für Freunde christlicher Kunst und erwarb sich als dessen erster Präsident Verdienste um den Tiroler Denkmalschutz. Als Prediger, ausgewiesener Kunst- und Antiquitätenkenner, aber auch als Maler, Sänger, Dichter und Komponist blieb P. Leodegar in Erinnerung.
Der Buchbestand der Klosterbibliothek wurde seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konsequent ausgebaut, so dass der Bestand heute an die 70.000 Bände umfasst.

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