Archivale des Monats
Das Perglwerk
Der Wein begleitet als fester Bestandteil die Südtiroler Kulturgeschichte seit 3.000 Jahren und hat somit auch die Entwicklung des Landes mit seinen alpinen und mediterranen Einflüssen nachhaltig geprägt.
Durch die Verschmelzung rätischer Weinbautradition mit römischen Weinbautechniken wurden laufend neue Sorten an überschwemmungssicheren Hängen und Schuttkegeln angelegt. Im Laufe des Mittelalters übernahmen süddeutsche Klöster und Adelsherren zahlreiche Weingüter im Land und perfektionierten deren Anbauformen.
Durch die Eröffnung der Brennerbahn 1867 und der Pustertalbahn 1871 konnte Wein als Handelsgut in größeren Mengen auch in ferne Gegenden exportiert werden. Durch Winzer, Weinhändler und die, Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen ersten Obstgenossenschaften ist Südtirol heute ein renommiertes Weinanbaugebiet mit optimaler Qualität und großer Vielfalt. Etwa 20 verschiedene Rebsorten wachsen auf der Südtiroler Anbaufläche von 5.300 Hektar. Heute sind dies etwa zu einem Drittel Rot- und zwei Dritteln Weißweine.
Das Perglwerk der Rebe prägt über Jahrhunderte das Landschaftsbild unseres Landes.
Die ursprüngliche Holzpergl, meist aus Kastanien- und Akazienholz, mit senkrecht eingeschlagenen Pfählen und waagrecht angebundenen Stangen und dem in der Höhe angebrachten Dachgerüst aus Lärchenholz, wurde mit Beginn des 20. Jahrhunderts durch Draht, die Holzpfähle allmählich durch Betonpfähle ersetzt. Das Holz der im Boden versenkten Pfähle wurde früher mit Kupfer getränkt oder durch Feuer versengt, um Fäulnis vorzubeugen. Die Weinbauern entwickelten im Laufe der Zeit zahlreiche Varianten der Pergl, immer mit dem Ziel, das Erziehungssystem der Reben bestmöglich der Geländeform, der Sonneneinstrahlung und einer einfacheren Bearbeitung anzupassen.
Die Pergl ermöglicht es den Böden unter dem Laubdach, die Feuchtigkeit besser zu speichern und dient als natürlicher Schutz gegen die Sonne, was laut neuesten Erkenntnissen beinahe ausschließlich beim Anbau von Vernatsch-Weinen, wie dem Magdalener, von Vorteil ist. Diese Sorte kann ihre Qualität im traditionellen System am besten entfalten.
Heute hat sich in Südtirol fast ausschließlich das Guyot-System durchgesetzt, das dem im Eisacktal traditionell bekannten Drahtrahmensystem ähnelt.
Die Vorteile von Guyot bestehen vor allem in der Nähe der Rebe zum Boden, um somit von dessen Wärme während des Reifeprozesses zu profitieren, was besonders in höheren Lagen hilfreich ist. Im Gegensatz dazu schützen am Fuße eines Hügels höhere Rebhöhen die Pflanze vor Feuchtigkeit zur Erntezeit und vor Frühjahrsfrost.
Weiterer positiver Aspekt von Guyot sind dessen Einfachheit beim Beschneiden und Ernten, sowie die optimale Belichtung der Blätter durch die Sonne. Es garantiert zudem eine gute Bepflanzungsdichte, sowie eine größere Langlebigkeit der Pflanze bei konstantem gutem Ertrag, im Hinblick auf Qualität und Menge der Trauben.
Von der Entwicklung der Rebanlagen zeugen einige Bilder aus den Beständen des Südtiroler Landesarchivs aus dem 20. Jahrhundert.
MP