Archivale des Monats
Eine Novizin wird in Sonnenburg aufgenommen
Archiv des Stiftes Sonnenburg/Akten, Nr. 78
Die zwischen 1030 und 1039 gegründete Abtei Sonnenburg gilt als ältestes Frauenkloster im nachmaligen Tirol. Es verfügte über eine beträchtliche Güterausstattung, vor allem in Enneberg, in Abtei (!), Wengen und Campill, im Gericht Enneberg und im Hofgericht Sonnenburg übte das Kloster die niedere Gerichtsbarkeit. Sonnenburg lag zwar in der Diözese Brixen, die Vogteirechte lagen aber zunächst beim Bischof von Trient. Geistliche Aufsicht und Klosterreform bargen ein stetes Konfliktpotential, berühmt ist das Zerwürfnis zwischen dem Brixner Bischof Nikolaus Cusanus und der Äbtissin Verena von Stuben um die Mitte des 15. Jahrhunderts.
Die Nonnen von Sonnenburg hatten um 1250 die Benediktinerregel angenommen, jedoch unter Beibehaltung des persönlichen Eigentums der Konventualinnen und ohne die strenge Beachtung der Klausur. Die im Vergleich zu anderen Frauenklöstern große persönliche Bewegungsfreiheit der Nonnen führte immer wieder zu Kritik durch das bischöfliche Konsistorium, aber auch durch landesfürstliche Kommissionen.
Nach der Klosterchronik trat 1739 Baronesse Maria Felicitas von Rost zu Aufhofen in den Konvent ein. Der Vater hatte seiner Tochter hierfür in einem eigenen Vertrag vom 29. März 1738 eine Mitgift von 2500 Gulden zugesichert. Bis 1752 nahm Sonnenburg ausschließlich Töchter aus adligen Familien auf und so finden sich in den Verzeichnissen der Konventsmitglieder die Namen zahlreicher Adelsfamilien, etwa der Thun, der Hendl, der Spaur und der Wolkenstein.
In josephinischer Zeit teilte die Abtei Sonnenburg das Schicksal vieler anderer Ordenshäuser: Sie wurde mit kaiserlichem Beschluss vom 10. Februar 1785 aufgelöst, die Güter wurden verkauft. Die Nonnen mussten das Kloster verlassen, der Gebäudekomplex verfiel im Laufe des 19. Jahrhunderts zusehends. Nach einer umfassenden Restaurierung beherbergen die ehemaligen Klostermauern heute ein Hotel. Das Sonnenburger Archiv wurde nach der Klosterauflösung von den staatlichen Behörden übernommen und befindet sich zum größten Teil im Tiroler Landesarchiv (Innsbruck), das Südtiroler Landesarchiv verwahrt lediglich einen Splitterbestand.
ep
PT
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