Archivale des Monats
Der Göflaner Marmorbruch
Gemeindearchiv Göflan, Akten
Der Marmorbruch oberhalb von Göflan, der zusammen mit dem Laaser Marmor den qualitätsvollsten Marmor im Vinschgau liefert und heute weltweit als Spitzenprodukt gehandelt wird, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Vermutlich wurden bereits in der Römerzeit und im Mittelalter Findlinge als Materialquelle genutzt, noch bevor der Stein systematisch in Brüchen abgebaut wurde. Ende des 17. Jahrhunderts verwendeten die aus dem Nonsberg stammenden Brüder Paul, Peter und Dominik Strudel, Hofbildhauer in Wien, Göflaner Marmor für eine vom Kaiserhaus in Auftrag gegebene Figurengruppe und legten damit den Grundstein für dessen Bekanntheit und Ruhm. Aufgrund der hohen materiellen Qualität waren plastische Bildnisse aus Vinschger Marmor bei geistlichen und weltlichen Auftraggebern reihum begehrt, daher ließen sich in Schlanders und Umgebung auch zahlreiche Steinmetze aus dem italienischen, österreichischen und bayerischen Raum nieder.
Die Abbaurechte vergab das Bergwerks-Lehenamt zu Imst gegen einen jährlich zu entrichtenden Grundzins. In einer Verleihurkunde von 1777 aus dem Gemeindearchiv von Göflan verleiht der Bergrichter die Abbaurechte im Göflaner Marmorbruch an die „ehrsamme Gemeinde“, die dadurch vom Abbau des begehrten Steins profitieren konnte.
Im Jahr darauf wurden die Abbaurechte an den aus Bayern stammenden Steinmetz Johann Schmidinger übertragen. Schmidinger und seine Erben hielten die Bruchrechte über Jahrzehnte und verpachteten sie auch weiter. Im 19. Jahrhundert stiegen auch einheimische Unternehmer in das Geschäft mit dem Marmor ein und erschlossen neue Abbaustellen. Nach wie vor zählt das „weiße Gold“ aus dem Vinschgau zum qualitätsvollsten Marmor weltweit.
ep
PT
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