Archivale des Monats
Einblicke in die Gartensaison 1847 auf Schloss Ivano
Noch heute beeindruckt das Castel Ivano über dem gleichnamigen Ort in der Bassa Valsugana in den alten Welschen Konfinen. Im späten 12. Jahrhundert erstmals in den Schriftquellen erwähnt, war die Burg längere Zeit in der Hand wechselnder Besitzer mit zum Teil sehr klingenden Namen, wie Ezzelino III. da Romano († 1259) oder Cangrande della Scala († 1329); später fiel Ivano an die Tiroler Landesfürsten, zeitweise aber auch an die Mailänder Signoren, die Visconti, und an die Republik Venedig, bevor es habsburgisch wurde und durch tirolische Amtleute verwaltet wurde. Im Juli 1527 kam hier als ältester Sohn des Martin von Boimont-Payrsberg Jakob († 1581) zur Welt, der dieses Faktum in seinen autobiographischen Aufzeichnungen festhalten sollte (Am fü[n]fften tag jullÿ des 1527 jars hat herr Martin beÿ der frauen in schlosß Ÿffan in Valzigan zwischen acht und neinn uhr vormitag ein son gehabt und im Jacob genandt). Vom späten 17. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg war es zunächst Lehen, später Eigentum der Grafen von Wolkenstein-Trostburg. Deren Trienter Zweig nutzte die schlossartig ausgebaute Burg gerne als Aufenthaltsort, zumal sie auch über eine schöne Gartenanlage verfügte. Von der akribischen Planung und auch den beträchtlichen Kosten, die die Familie für die Bepflanzung aufwandte, zeugen Pflanzenlisten, Pflanzenkataloge von Versandgärtnereien sowie handgezeichnete Pläne im Archiv der Familie. Eine dieser Listen verzeichnet insgesamt 27 verschiedene Pflanzenarten, darunter Tilia argentea (Silberlinde), Cornus florida (Blüten-Hartriegel), Ptelea trifoliata (Kleeulme), Syringa persica alba (weißer Persischer Flieder), die – vermutlich – Leopold Graf von Wolkenstein-Trostburg für die Gartensaison 1847 beim Mailänder Versandhaus Burdin Maggiore bestellt hatte. Auf einer anderen Liste sind für eine weitere Bestellung bei Burdin eine Trauerweide und Glyzinien aufgezählt, doch wurde dieser Gedanke fallengelassen, ebenso die Bestellung von Schlingpflanzen bei Franz Schober in Wien. Dafür wurden aus Wien und aus einer Gärtnerei in Mühlbach Ende Februar/Anfang März 1847 zahlreiche Rosensorten, Silberklee, Immergrün und verschiedene Kletterpflanzen bestellt. Neue Bepflanzungen wurden penibel unter Berücksichtigung von Sichtachsen und unter Verwendung von Zypressen, Wacholderbüschen, Rotbuchen usw. mit detaillierten Zeichnungen geplant. In diesen Gärten lustwandelte später eine Reihe illustrer Gäste wie Cosima und Richard Wagner, Franz von Lenbach, Eleonora Duse oder die deutsche Kaiserin Auguste Viktoria. Nach dem 1913 erfolgten Tod von Anton Graf Wolkenstein verkauften die Erben das vom Krieg schwer beschädigte Schloss an den seinerzeitigen Verwalter Franz Staudacher, der es wieder instand setzte und dessen Nachfahren es heute noch besitzen.
ep
PT
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