Archivale des Monats
Maria Himmelfahrt 1910 – Das Hotel Karersee in Flammen
Am 15. August 1910 brannte das Hotel „Karersee“, das erst im Juli 1896 eröffnet worden war und vielen als das schönste Alpenhotel des Kronlandes galt, binnen weniger Stunden vollständig aus. Das Feuer war in den frühen Morgenstunden vermutlich durch einen Kaminbrand im Dachgeschoß entstanden und breitete sich rasch über das gesamte, 500 Betten fassende Gebäude aus.
Gäste aus allen Teilen Europas und der Welt erlitten durch den Brand teils empfindliche Verluste, da Teile ihrer Garderobe und andere Mobilien nicht gerettet werden konnten. Zahlreiche Gegenstände wurden aber auch vom Hotelpersonal oder beherzten Gästen aus den Fenstern geworfen. Es scheinen keine Personen zu Schaden gekommen zu sein. Der Bezirkshauptmann von Bozen sandte alle verfügbaren Fahrzeuge zum Unglücksort, um die Gäste vom Karerpass möglichst schnell zu evakuieren. Zeitungen berichteten von einer langen Karawane von Gästen, die in Automobilen, Fuhrwerken oder zu Fuß ins Tal unterwegs waren. Für die etwa 200 Angestellten, die vielfach ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten, wurde ein Spendenaufruf gestartet.
Nur wenige Tage später wurde mit der Ermittlung der Brandursache begonnen, einige Hotelgäste strengten in den folgenden Monaten Prozesse mit Schadensersatzklagen an. Bereits im Jahr darauf wurde mit dem Wiederaufbau des Hotels, das Eigentum des Vereins für Alpenhotels in Meran war, begonnen, im Sommer 1912 fand die Wiedereröffnung statt. Und wie zuvor strömten betuchte und auch berühmte Gäste ins Hotel. Kaiserin Elisabeth war Ende des 19. Jahrhunderts im Hotel abgestiegen, ebenso wie Karl May, Agatha Christie oder Winston Churchill. Während das Gebäude in Kriegszeiten militärisch genutzt wurde, diente es in der Zwischenkriegszeit und auch nach 1945 wieder der Beherbergung von Gästen, doch nahm die Rentabilität des Betriebes im Lauf der Jahre ab. Zu Beginn der 1960er wurden das Gebäude und der zugehörige Grund parzelliert und stückweise verkauft. Daher sind heute viele der ehemaligen Zimmer in private Appartements umgewandelt, während ein Teil des Hauses weiterhin als Hotel genutzt wird.
MP
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