Archivale des Monats
Die Landeshotelfachschule „Kaiserhof“ in Meran
Durch die neuen Zuständigkeiten im Bereich Fremdenverkehr und Gastgewerbe konnte die Südtiroler Landesregierung nach 1972 auch die Berufsertüchtigung und -ausbildung in diesem Bereich massiv ausbauen. Wichtige Akzente wurden durch die Errichtung einer deutschsprachigen Lehranstalt für Hotel- und Fremdenverkehrsberufe gesetzt, eine unverzichtbare Maßnahme zur Ausbildung von Fachpersonal im Südtiroler Tourismus.
Tourismusboom und Fachkräftemangel
Wenn Artur Eisenkeil als Präsident des Südtiroler Hotelier- und Gastwirteverbandes im April 1973 die Mitglieder der SVP in der Landesregierung eindringlich ersuchte, das ehemalige Hotel „Excelsior“ (vormals Kaiserhof) für die gastgewerbliche Berufsausbildung der deutschen Sprachgruppe zuzuweisen und dem bereits in der Nähe bestehenden Ausbildungszentrum im Hotel „Savoy“ anzugliedern, so ist dies dem Umstand geschuldet, dass sich die Tourismusbranche mit 10 Millionen Übernachtungen im Jahr 1970 in einer expansiven Wachstumsphase befand. Der steigende Personalbedarf in diesem Sektor eröffnete Südtiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern neue Perspektiven, die auch von sozialpolitischer Seite dankbar begrüßt wurden. Die Beherbergungs- und Willkommenskultur – nach Schätzungen des Landes brachten alleine die ausländischen Gäste 1969 rund 62 Milliarden Lire ins Land – sollte sich nicht mehr auf das damals gängige „fließend Deutsch & Warmwasser“ beschränken, sondern neben geschultem Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiternachwuchs auch gastgewerblichen Unternehmerinnen- und Unternehmernachwuchs heranbilden. Im Sommer 1974 konnte Landeshauptmann Silvius Magnago schließlich dem Hotelier- und Gastwirteverband vermelden, dass in der Jahresbilanz ein Betrag für die Instandsetzung einer adäquaten Immobilie bereitgestellt wurde.
Vom Grandhotel „Kaiserhof“ über das Hotel „Excelsior“ zur Landeshotelfachschule Kaiserhof
Der vom Bauunternehmer Peter Delugan 1895 im neoklassizistischen Stil erbaute Gebäudekomplex des ehemaligen Grandhotels „Kaiserhof“ in Bahnhofsnähe bot für eine Hotelfachschule einen geradezu perfekten Rahmen. Das in Anlehnung an die Palastarchitekturen in Bad Gastein, Marienbad und Karlsbad entstandene Gebäude an der ehemaligen Habsburgerstraße (heute Freiheitsstraße) erlebte seine Blütezeit im September 1897, als Kaiserin Sisi von Österreich hier zur Traubenkur weilte. Dieser place to be der Elite des Meraner Kurtourismus sollte Jahre später, nachdem Südtirol an Italien gefallen war, vom italienischen Militärkommando besetzt werden und seinen Namen in Hotel „Excelsior“ ändern. In der Folgezeit wechselte das Haus mehrfach seinen Besitzer, so kam es von der „Società Anonima Alberghi Alto Adige“ in den Besitz der „Cassa di Risparmio delle Province Lombarde in Milano“, mutierte ab 1940 zum Militärspital und war nach Kriegsende Eigentum des „Ente Nazionale per l’addestramento dei Lavoratori del Commercio“ (ENALC) mit Sitz in Rom. Ab 1969 beherbergte es die italienische Hotelfachschule bis es 1974 in das Eigentum der Autonomen Provinz Bozen überging.
Hotelfachkräfteausbildung heute
Nach umfangreichen Umbauten entstand daraus die renommierte Landeshotelfachschule unter dem wiedereingeführten Namen „Kaiserhof“, die seit nahezu 50 Jahren, neben der Landesberufsschule für das Gastgewerbe Savoy, ebenfalls in Meran, und den später entstandenen Landesberufsschulen für das Gast- und Nahrungsmittelgewerbe „Emma Hellenstainer“ in Brixen und der Landeshotelfachschule Bruneck, als Bildungsstätte für die touristische Weiterentwicklung in Südtirol wirkt. Das zweite Autonomiestatut ebnete somit den Weg für eine bedeutende Ausbildungsstätte einer tourismusaffinen, unternehmerischen Führungsschicht, zu professionellen Tourismus- und Hotelfachleuten, Managern und Experten, die Garant für qualitätvollen Tourismus im Südtirol sein sollte.
mp
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