Archivale des Monats

Die wohl erlehrnete Appoteckhers Kunst – Ein Lehrbrief für Franz Achmüller aus dem Jahr 1738

Familienarchiv Haller, Nr. 25

Nach dreijähriger Lehre als Apothekergehilfe stellte Franz Ignaz Winkler, Stadtapotheker zu Innsbruck, dem einundzwanzigjährigen Franz Achmüller aus Meran im Juli 1738 einen Lehrbrief aus, mit dem er ihm neben Gehorsam und Fleiß auch gute Fortschritte bei der Erlernung der Apothekerkunst bescheinigte.
Erste Erwähnungen von Apotheken gibt es für unseren Raum aus dem späten Mittelalter, wobei diese Belege vor allem aus Städten stammen, da vor allem das urbane Umfeld einen genügend großen Absatzmarkt bot. Neben der Herstellung von Arzneimitteln versuchten Apotheker ihren Umsatz oft noch durch den Verkauf von Spirituosen, Konfekt oder Gewürzen zu steigern. So vielfältig die Tätigkeit eines Apothekers war, so schwer einzuordnen war sein Beruf zwischen Handwerkskunst, Wissenschaft und Handel. Wegen ihrer Gelehrtheit und der Bedeutung ihres Gewerbes für die Gesellschaft genossen Apotheker meist hohes Ansehen und bekleideten häufig auch wichtigere Ämter innerhalb des Gemeinwesens.
Die Ausbildung war meist mühevoll und langwierig, begann für die Lehrjungen oft schon im Alter von dreizehn/vierzehn Jahren und konnte auch bis zu zehn Jahre an verschiedenen Apotheken in Anspruch nehmen, wobei die Jungen häufig in der Familie des Lehrmeisters lebten. Wurden die beruflichen Fertigkeiten im Mittelalter und früher Neuzeit lediglich im Rahmen einer mehr oder weniger handwerklichen Ausbildung bei einem anderen Apotheker erworben, wuchs im 18. Jahrhundert die Erkenntnis, dass eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung sowie vermehrte staatliche Kontrolle vonnöten seien. So mussten angehende Apotheker ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an der medizinischen Fakultät einer Universität eine Prüfung ablegen.
Franz Achmüller benötigte 1738 noch keine staatliche Prüfung. Doch seine Ausbildung, die er vielleicht in jungen Jahren in der väterlichen Apotheke in Meran begonnen hatte, wollte er nach dem Ausscheiden aus der Innsbrucker Stadtapotheke noch an anderen Orten fortsetzen. Als Sohn eines Apothekers waren Achmüllers Zukunftsaussichten gesichert. Spätestens mit dem Tod des Vaters Johann Achmüller übernahm er 1749 die Meraner Stadtapotheke und führte sie bis zu seinem eigenen Ableben 1778. Seine Enkelin, Magdalena Achmüller, Erbin der Apotheke, ehelichte im frühen 19. Jahrhundert Joseph Valentin Haller, der von 1823 bis 1861 das Amt des Bürgermeisters von Meran bekleiden und in jenen Schlüsseljahrzehnten die unscheinbare Landstadt in einen international renommierten Kurort verwandeln sollte. Aus der Achmüllerschen Apotheke war durch die Heirat einige Jahrzehnte hindurch die Hallersche geworden, heute führt sie die Bezeichnung Central Apotheke.

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