Archivale des Monats

Das restaurierte Siegel

Sigel nach der Restaurierung

Im Kontext der historischen Hilfswissenschaften versteht man unter einem Siegel weniger einen Garant für die Unversehrtheit eines Verschlusses, sondern vielmehr ein Identifikationskennzeichen seines Trägers (Insigne) und ein Instrument zur Beglaubigung von Urkunden. Waren es ab dem hohen Mittelalter zunächst Könige, Kaiser und Päpste, die Siegel an Urkunden verwendeten, um auch symbolisch ihre Macht zu vergegenwärtigen, übernahmen später im Einklang mit der Zunahme der Schriftlichkeit auch andere weltliche und geistliche Fürsten diesen Brauch.

Das Wissen um die Bedeutung von Siegeln und ihre Interpretation sind wichtige Voraussetzungen für das Verständnis des mittelalterlichen Urkundenwesens. Siegel sind dort besonders zahlreich erhalten geblieben, wo man das Notariat nicht kannte bzw. wo es sich nicht umfassend durchsetzte. Dies war im mittelalterlichen Tirol vor allem in jenen Gebieten der Fall, die kirchlich zur Diözese Brixen gehörten.

Siegel stellen aufgrund ihrer materiellen Beschaffenheit besondere Anforderungen für ihre Konservierung. Probleme hierbei ergeben sich aus der Fragilität des Materials selbst (Bienenwachs), aus der Verbindung mit den Trägerurkunden, die den Einsatz von verschiedenartigen Materialien wie Pergamentstreifen, Hanf- oder Seidenschnüre oder Papier notwendig macht, sowie aus der Lagerung, wenn Siegel (oft ungeschützt) in Umschlägen zusammen mit den zumeist gefalteten Urkunden aus Pergament oder Papier liegen.

Das Südtiroler Landesarchiv, das Tausende von Siegeln aufbewahrt, beherbergt eine Restaurierungswerkstätte, die neben vielen anderen Maßnahmen zur Bestandserhaltung auch die Behebung von Schäden an Wachssiegeln durchführen kann. Zu den wichtigsten Verfahren, die dabei zur Anwendung kommen, zählen die Reinigung der Oberfläche, das Zusammenfügen und die Stabilisierung von Fragmenten, das Ergänzen von Fehlstellen und die Herstellung geeigneter Behältnisse für die weitere Aufbewahrung.

Die bemerkenswerten Ergebnisse dieser Tätigkeit lassen sich gut anhand der beigelegten Fotografien erkennen, die den Zustand vor und nach der Restaurierung eines Siegels des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol (Archiv Wolkenstein-Toblino, Nr. 42.2, 1654 September 9) dokumentieren.

PT

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