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Sonderschau "FROZEN STORIES. Gletscherfunde aus den Alpen" startet

LPA - Im Südtiroler Archäologiemuseum beginnt heute, 24. Februar, die Sonderausstellung „FROZEN STORIES. Gletscherfunde aus den Alpen“. Sie beleuchtet eine unerwartete Facette des Klimawandels: Seine archäologische Seite. Der Klimawandel bringt zu Tage, was lange im Gletschereis verborgen war. Neben Ötzi sind auch andere Objekte aufgetau(ch)t und erzählen Spannendes aus der Vergangenheit.

Sonderschau "FROZEN STORIES. Gletscherfunde aus den Alpen" startet

Gletscherschmelze gibt sie Jahrtausende oder Jahrhunderte später wieder frei - und begründet damit einen noch relativ jungen Zweig der Geschichtsforschung, die Gletscherarchäologie. Oft sind es Alpinisten, die unvermittelt auf menschliche Hinterlassenschaften stoßen. Holz, Metall, Leder, Stoff und viele andere Materialien werden bei Minusgraden und unter Ausschluss von Licht und Luft bestens konserviert. Bedroht werden die Objekte im Eis dabei nur von den immensen Kräften, die durch die Gletscherbewegungen auf sie wirken.

Die geborgenen Gegenstände fördern auch Geschichten und Schicksalen unserer Vorfahren zutage. Und mit dem Nachweis dafür, dass Menschen in den unwirtlichen Höhen der Alpen seit jeher anzutreffen sind; Kälte, Schnee und unerträglichen klimatischen Bedingungen zum Trotz. Mit jedem Fund stellt sich die Frage: Was trieb die Menschen über Jahrtausende auf die Gletscher? Die Sonderausstellung „Frozen stories" im Archäologiemuseum in Bozen begibt sich auf ihre Spuren und rekonstruiert Absichten, Geschichten und Tragödien.

„Frozen stories" zeigt dabei über 30, teilweise erst vor kurzem geborgene, Funde aus den Gletscherregionen der Alpensüdseite und benachbarter Regionen, manche von ihnen werden erstmals öffentlich ausgestellt.

Ein multimedial gestalteter Parcours mit Animationen, Videos Bildern und den Originalfunden lässt das Phänomen Gletscher auf 300 Quadratmetern fassbar.

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DER PARCOURS

Der Aufgang zur Sonderausstellung FROZEN STORIES veranschaulicht den Eintritt in eine abgeschiedene, gletschereisblaue Welt, in der es viel zu entdecken gibt. Zentrale Themen gleich am Anfang sind die Entstehung der Gletscher und die Klimageschichte mit ihren Wärme- und Kälteperioden, sowie der Temperaturanstieg der letzten Jahrzehnte. Er führt zu einem bedeutenden Abschmelzen der Alpengletscher und bringt dadurch immer neue Funde ans Licht.

Station: Klimaentwicklung der letzten 800.000 Jahre; Filme „Südtirol unter Eis", „Ein Gletscher entsteht", „Eiszeitalter", Fotos von Gletschersituationen in Südtirol früher und heute, Baumfragmente (Zirbe und Lärche) aus verschiedenen Jahrtausenden, Pasterze, Großglockner (A), Gepatschferner, Ötztaler Alpen (A), Tschierva Gletscher, Kanton Graubünden (CH),  Leihgabe: Prof. Dr. Kurt Nicolussi, Institut für Geographie der Universität Innsbruck

 

Die archäologischen Folgen des Klimawandels lassen nicht auf sich warten: ein weiterer Aspekt der Ausstellung beleuchtet den Unterschied zwischen Konservierung im Eis und Konservierung in der Erde. Anschaulich wird dies durch die Gegenüberstellung der Gletschermumie Ötzi und dem Modell einer Bestattung aus derselben Epoche.

Objekte: Kupferzeitliches Grab der Remedello-Kultur. Männliches Skelett mit Beigaben, ca. 2.800 v.Chr. Replik

 

Im Gegensatz zur bekannten Feldarchäologie hat die Gletscherarchäologie einige Besonderheiten zu meistern. Die angewandten Techniken dieser sich noch im Aufbau befindlichen Forschungsrichtung werden anhand der Bergungsdokumentation eines kürzlich entdeckten Fundkomplexes dargestellt.

Objekte: Dachschindel aus Lärche 1.400 v.Chr., (Langgrubenjoch, Südtirol, I), Gürtelhaken aus Holz, ca. 1.800 v.Chr. (Langgrubenjoch, Südtirol, I), Leihgeber: Amt für Bodendenkmäler, Autonome Provinz Bozen; Dampfstrahler, der im Sommer 1992 bei der Nachgrabung am Tisenjoch auf der Suche nach weiteren Funden zum Mann aus dem Eis eingesetzt wurde, Leihgeber: Institut für Geographie, Universität Innsbruck

  

Geschichte und Geschichten vom Gletscher werden aber vor allem anhand ausgewählter Originalfunde erzählt, die einen weiten Bogen spannen von der Ur- und Frühgeschichte bis ins 20. Jahrhundert. Über das archäologische Objekt hinaus liegt der Fokus der Ausstellung auf dem dahinterliegenden menschlichen Aspekt, der, soweit bekannt oder rekonstruierbar, zu jedem Fund erzählt wird.

Die Anordnung der Objekte orientiert sich dabei an den Beweggründen, die Menschen veranlassten und veranlassen, in die Schneeregion aufzubrechen - zur Jagd, zum Handel treiben, weil sie in den Krieg ziehen mussten oder als Freizeitabenteuer im Zuge des modernen Alpinismus. Jeder Fund erzählt von Mut, von Notwendigkeit oder von Verzweiflung am Gletscher und erlaubt uns einen einzigartigen Blick auf menschliche Schicksale am Höhenlimit.

Originale zum Thema Jagd
Vorderlader, Taschenmesser, Taschenspindeluhr, 19. Jahrhundert, Großglockner, Osttirol (A), Leihgeber: Museumsverein Medaria, Heimatmuseum Matrei in Osttirol (A), Teil eines Hirschgeweihs, 5081-4793 v. Chr., Rieserferner, Südtirol (I), Leihgeber: Gottfried Leitgeb, Rasen-Antholz (I); Hornzapfen eines Steinbocks, 1520-1190 v. Chr., Heuflerkogel - Trinkerkogel, Südtirol (I), Leihgeber: Dr. Helmuth Gufler, Pfelders (I); Bogen aus Eibe, ca. 2000 v. Chr., Lötschenpass, Kanton Bern (CH), Leihgeber: Musées cantonaux du Valais (CH)

Originale zum Thema Handel/Transit/Kommunikation
Vier Schneestrümpfe, Fußbekleidung bzw. „Socken", 800-500 v. Chr., Rieserferner, Südtirol (I); Steigeisen aus Grab 44, 6. Jahrhundert v. Chr., Windschnur, Niederrasen, Südtirol (I); Schuhsohle aus Holz, 19. Jahrhundert, Gamsbichljoch/Gelttal, Südtirol (I); Beilholm aus Eichenholz, 2700-2500 v. Chr., Tisenjoch, 50 m vom Fundort des Mannes aus dem Eis entfernt, Südtirol (I), Leihgeber: Amt für Bodendenkmäler, Bozen (I); Huf eines Maultieres, Pferdes oder Esels mit Hufeisen, 19. Jahrhundert, Ultenmarktferner, Martell, Südtirol (I), Leihgeber: Silvester Maschler, Martell (I); Schuh aus Leder, Römisch, Schnidejoch, Kanton Bern (CH), Leihgeber: Archäologischer Dienst des Kantons Bern (CH)

Originale zum Thema Krieg
Söldner vom Theodulpass (vermutl. im Dienst des Königshauses Savoia): Schädel, Waffen, Münzen, Schuhe, 16. Jahrhundert, Leihgeber: Musées cantonaux du Valais (CH); I. WK: 7-cm-Gebirgskanone M.99 vom Ortler, Baujahr 1902-1908, Leihgeber: Eigentümer: Museo del Risorgimento, Mailand. Aufbewahrt: Museo Storico Italiano della Guerra (I); II. WK: Fallschirm des Piloten Captain Robert M. Dawson und Erste-Hilfe-Set, 1943, Rieserferner, Südtirol (I), Leihgeber: Gottfried Leitgeb, Rasen-Antholz (I)

Originale zum Thema Alpinismus
Fahrkarte Hinfahrt ins Ötztal über Lindau am 16. August 1939, Mittelbergferner Ötztal (Tirol/Österreich), Leihgabe: Josef und Rudolf Trunk (Finder) AlpinMuseum Kempten (D); Bergschuh mit genagelter Sohle, 1939, Mittelbergferner Ötztal (Tirol/Österreich); Eispickel aus Eisen, 1939, Mittelbergferner Ötztal (Tirol/Österreich), Leihgabe: AlpinMuseum Kempten (D); Bergsteigerisches Gutachten Georg Frey, 1939, Mittelbergferner Ötztal (Tirol/Österreich), Leihgabe: Ehrenfried und Gertrud Arnold (D); Reiseführer mit Signatur „B. Schaidnagl D.Ö.A.V. Sekt.", 1939, Mittelbergferner Ötztal (Tirol/Österreich), Leihgabe: AlpinMuseum Kempten (D)

 

Intakte Gletscher sind nicht nur für das ökologische Gleichgewicht wichtig, sondern auch eine wesentliche Grundlage für den modernen Tourismus. Deshalb versuchen die Zuständigen in den betroffenen Gebieten dem weiteren Abschmelzen des kostbaren Eises entgegenzuwirken. Eine Slide-show mit Bildern des österreichischen Fotokünstlers Lois Hechenblaikner dokumentiert zum Abschluss der Ausstellung menschliche Bemühungen im Wettlauf gegen die Zeit und hinterfragt die Nutzung der verbliebenen Alpengletscher.

Lois Hechenblaikner, „Visionen". Diaschau auf 42'Zoll Bildschirm mit Großformatfotos von Südtiroler Gletscherskigebieten

 

Die Sonderausstellung „FROZEN STORIES. Gletscherfunde aus den Alpen" ist in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bodendenkmäler entstanden.

AUSSTELLUNGSKONZEPT: Andreas Putzer (Südtiroler Archäologiemuseum), Margit Tumler (Südtiroler Archäologiemuseum),  Paola Claut (Südtiroler Archäologiemuseum),  Hubert Steiner (Amt für Bodendenkmäler).

AUSSTELLUNGSDESIGN: DOC, Office for communication and design, Bozen

ABBLIDUNGEN: Fotos von der Sonderausstellung, archäologische Grabung im Eis, Ausstellungsobjekte und das Plakat der Ausstellung finden Sie zum Herunterladen auf der Presseseite des Museums unter www.iceman.it/de/pressemitteilungen
Die Verwendung der Abbildungen ist honorarfrei bei korrekter Nennung des jeweils angegebenen Copyrights © Südtiroler Archäologiemuseum/Name des Fotografen.

VIDEO Trailer FROZEN STORIES: kann ebenfalls honorarfrei von der Internet-Startseite des Museums heruntergeladen werden: http://www.iceman.it/

 

ÖFFNUNGNSZEITEN des Südtiroler Archäologiemuseums, Museumsstraße 43, in Bozen:
Dienstag - Sonntag: 10.00 - 18.00 Uhr, letzter Einlass: 17.30 Uhr. Montags geschlossen (außer an Feiertagen). Im Juli, August und Dezember ist das Museum auch am Montag geöffnet. Feiertage: Am 1. Januar, 1. Mai und 25. Dezember bleibt das Museum geschlossen. Am 24. und 31. Dezember schließt das Museum um 15.00 Uhr (letzter Einlass: 14.30 Uhr).

Eintrittspreise:
Erwachsene 9,- Euro; SchülerInnen, StudentInnen, Lehrlinge, Personen mit Behinderung, SeniorInnen ab 65 Jahre und Gruppen ab 20 Personen ermäßigt 7,- Euro; Familienkarte (2 Erwachsene mit Kindern bis 14 Jahre) 18,- Euro; Familienkarte mini (1 Erwachsene/r mit Kindern bis 14 Jahre) 9,- Euro;

Familienraum:
Im Juli und August steht täglich von 10 bis 18 Uhr ein Familienraum zur Verfügung. Eine Anmeldung dazu ist nicht erforderlich. Die Benutzung des Familienraums ist im Museumseintritt inbegriffen. Der Familienraum ist eine Oase, in der die ganze Familie - vor, während oder nach dem Besuch - spielen, lesen oder sich ausruhen kann. Sachkundiges Personal steht mit Rat und Tat zur Seite. Im Familienraum sind Kinder auch dann gut aufgehoben, wenn die Begleitpersonen das Museum alleine besichtigen wollen. Sie sind jedoch gebeten, das Museumsgebäude nicht zu verlassen.

SAN

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