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Südtirols Arbeitsmarkt nachhaltig stärken und krisenfester machen

Mehr Autonomie und mehr Dienstleistungen: Landesrat Achammer hat heute das neu Strategiedokument zur aktiven Arbeitsmarktpolitik vorgestellt.

Landesrat Achammer bei der heutigen Vorstellung des Strategiedokuments zur Aktiven Arbeitsmarktpolitik (Foto: LPA/Fabio Brucculeri)

Welchen Kurs die Landesregierung in der Arbeitsmarktpolitik einschlagen wird, was die gesetzten Schwerpunkte sind und welche Maßnahmen greifen sollen: Landesrat Philipp Achammer und der Direktor der Landesabteilung Arbeit Stefan Luther stellten heute (18. Jänner) das entsprechende Strategiedokument "Aktive Arbeitsmarktpolitik 2020-24" vor. Das strategische Dokument sei einzigartig in seiner Art, sagte Landesrat Achammer in der Pressekonferenz: "Es sieht vor allem Zielsetzungen vor, aus denen konkrete und vielfältige Maßnahmen für einen nachhaltig starken Südtiroler Arbeitsmarkt ableitbar sind."

Im Strategiedokument zur Aktiven Arbeitsmarktpolitik haben die Landesarbeitskommission und die Landesregierung auf 30 Seiten festgeschrieben, wie der Südtiroler Arbeitsmarkt in Zukunft gestärkt und nachhaltig weiterentwickelt werden soll. Es geht darin um die Frage, wie es gelingen kann, durch neue Dienstleistungen das Potenzial an Arbeitsstellen und Arbeitskräften optimal zu aktivieren. Das Dokument macht klar deutlich: Die Südtiroler Arbeitsmarktpolitik bekennt sich zur Vormachtstellung der aktiven Maßnahmen. Neben den passiven Ausgleichsmaßnahmen wie Lohnausgleich oder Arbeitslosengeld sollen gerade die aktiven Maßnahmen ausgebaut und verstärkt werden.

Warum ein Strategiedokument?

"Südtirols Arbeitsmarkt befindet sich derzeit coronabedingt in einer sehr angespannten Situation", sagte Achammer. Im Vergleich zu 2019 verzeichne der lokale Arbeitsmarkt ein Minus von 7000 Arbeitsplätzen, drei Viertel davon im Bereich Tourismus. Im Monat Dezember sei sogar ein Minus von 16.000 Arbeitsplätzen (Vergleich mit 2019) im Vergleich zum Vorjahresmonat festgestellt worden, erklärte der Landesrat: "Und dabei ist die derzeitige Situation angesichts des noch bestehenden Entlassungsverbotes und der sozialen Abfederungsmaßnahmen noch geschützt."

Vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen krempeln Digitalisierung und Automatisierung den Arbeitsmarkt um, neue Kompetenzen werden auf dem Arbeitsmarkt verlangt, Fachkräfte werden benötigt, während Arbeitskräfte immer älter werden. Diese grundlegenden Entwicklungen wirken andererseits weiter auf den Arbeitsmarkt ein und verlangen ebenso entsprechende Antworten.

Südtirols Arbeitsmarktpolitik: aktiv und autonom

Daraus zieht Landesrat Achammer klare Schlüsse: Angesichts dieser Herausforderungen benötige Südtirol mehr denn je eine aktive Arbeitsmarktpolitik, nicht nur passive Stützmaßnahmen. "Wir müssen den Arbeitsmarkt längerfristig krisenfester machen und reagieren können – aktiv, anstatt reaktiv. Hierfür brauchen wir die geeigneten Instrumente."

Der Direktor der Landesabteilung Arbeit, Stefan Luther, sieht die Arbeitsvermittlung als ein wesentliches Instrument der aktiven Arbeitsmarktpolitik. In sie zu investieren, zahle sich aus. Der gängigen Meinung, Arbeitsvermittlung sei etwas für Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit, hält Luther entgegen: "Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt kaum ein wirtschaftlich und sozial erfolgreiches Land, in dem es keine exzellente öffentliche Arbeitsvermittlung gibt." Arbeitsvermittlung sei gerade in sehr dynamischen Wirtschaftsgebieten besodners gefragt.

Im Hinblick auf die Vermittlung und das Dienstleistungsangebot möchte Südtirol eigenständigere Wege gehen, um aktive und passive Arbeitsmarktpolitik besser verknüpfen zu können. "Wir wollen aktiv und autonom werden und das Potenzial der Südtiroler Arbeitsstellen bestmöglich nutzen können", erklärt Landesrat Achammer: "Wir möchten lokal passende Maßnahmen setzen, nicht in erster Linie gesamtstaatliche Vorgaben umsetzten." Im Bereich Arbeit habe Südtirol nur eingeschränkt autonome Kompetenzen. "Lokale Realitäten benötigen aber lokale Antworten – daher streben wir im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik die primäre Zuständigkeit an."

Strategiedokument ist Ausdruck des sozialpartnerschaftlichen Dialoges

Auch ist das Strategiedokument "Aktive Arbeitsmarktpolitik" zu großen Teilen Ausdruck des sozialpartnerschaftlichen Dialoges. Die Erwartungen der Sozialpartner legten die zwei Vertreterinnen der Landesarbeitskommission, Donatella Califano und Sabine Mayr, dar. Beide sind sich darin einig: Das Dokument sei ein wichtiger erster Schritt. Beide hoben übereinstimmend die gute Zusammenarbeit und die Bedeutung der Landesarbeitskommission als Ort der Diskussion und die Wichtigkeit des Strategiedokuments hervor. Jetzt brauche es allerdings konkrete Maßnahmen, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Gleichzeitig müssten aber auch die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, um Südtirol als attraktiven Arbeitsplatz zu positionieren, wobei Themen wie leistbares Wohnen auch mitbedacht werden müssten.

"Die Krise zeigt, dass besonders Frauen, junge Menschen und  Menschen mit Behinderung benachteiligt sind, aber auch prekär Arbeitende, Ausländerinnen und Ausländer und Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen", sagte Califano. "Es geht heute mehr denn je darum, die Beschäftigungsfähigkeit dieser oder ihre Wiedereingliederung in die Arbeitswelt zu fördern."

Mayr hob hervor, dass der Arbeitsvermittlung und Fachkräftesicherung eine wesentliche Rolle zufalle. Hier sei es wichtig, dass diese unter Einbeziehung und Zusammenarbeit der damit verknüpften Bereiche erfolge wie der Berufsberatung und Weiterbildung, erklärt Mayr. "Auch müssen die Betriebe involviert werden, damit deren Anforderungen und Bedürfnisse auch tatsächlich bekannt sind. Nur so kann eine passgenaue Vermittlung erfolgen."

Strategiedokument für Betriebe, Arbeitgeber und Arbeitssuchende

Erklärtes Ziel des Strategiedokumentes ist es, dass Arbeitssuchende einen passenden Arbeitsplatz erhalten oder eine andere Dienstleistung wie Weiterbildung oder Begleitung. Daher soll zukünftig die Vermittlung eines passenden Arbeitsplatzes im Mittelpunkt stehen und nicht die administrative Bestätigung der Arbeitslosigkeit. Soll auch heißen: Zukünftig sollen Mitarbeitende des neuen Arbeitsmarktservice das tun, was Menschen eben am besten können: Von sich aus den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern personalisierte und gezielte Beratung anbieten, die Betriebe aufsuchen und so erfahren, welche Mitarbeitenden konkret in Unternehmen gebraucht werden.

Das aktuelle Strategiedokument sieht auch ein ständiges Monitoring vor. Arbeitsvermittlung sei nämlich kein Selbstzweck, sondern verfolge Ziele, betont Abteilungsdirektor Luther. Das Strategiedokument enthalte nachprüfbare Ziele für den Südtiroler Arbeitsmarkt, anspruchsvolle, aber durchaus realistische.

LPA/eb

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