Riesen-Bärenklau oder Herkulesstaude
Wissenschaftl. Name: Heracleum montegazzianum Sommier & Levier
Italiano: panace di Mantegazza o panace gigante
Als Zierpflanze aus dem Kaukasus eingeführte, gelegentlich als Bienenstaude angepflanzte, leicht verwildernde Art. Breitet sich effizient an eher feuchten und nährstoffreichen Standorten aus. Eine große Gefahr besteht für die menschliche Gesundheit: die Berührung der Pflanze unter Sonneneinstrahlung kann zu Blasen und Verbrennungen führen.
Aktuelle Verbreitung in Südtirol:
Herkunft
Der Riesenbärenklau stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und wurde Mitte des 19. Jhds. nach Europa verschleppt.
Verbreitung
Der wichtigste Grund für die Einführung war seine Beliebtheit als dekorative Zierpflanzenkuriosität. Ausgehend von den Gärten fand ab Mitte des 20. Jahrhunderts eine schnelle Verwilderung des Riesen-Bärenklaus statt. Heute besiedelt er beinahe ganz Europa (mit Ausnahme der polaren und mediterranen Regionen) und zählt zu den problematischsten Neophyten in Europa.
In Südtirol wurde man erst 2005 auf die Herkulesstauden aufmerksam, als in Reinswald im Sarntal größere Gruppen mit zahlreichen Individuen entdeckt wurden. Von da an wurden Aufzeichnung über das Auftreten und Anzahlen geführt und bereits Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt. Standorte des Riesenbärenklau in Südtirol sind vor allem entlang von Bach- und Flussläufen in Schnals (Karthaus), Brixen (Sarns), Ratschings (Jaufenpass), Freienfeld, Bozen (Talferufer), Latsch (Biotop „Kl. Mösel"), Kastelbell, Ritten („Grumer Eck", „Perbert"), Welschnofen, Mals und Glurns meist entlang der Wasserläufe.
Merkmale
Das wohl auffälligste Merkmal ist seine Größe. Auf günstigen Standorten kann er bis zu vier Meter hoch werden. Der Stängel weist einen Durchmesser von bis zu zehn Zentimetern auf und ist hohl, gefurcht und im unteren Bereich mit roten Flecken besetzt. Die Blätter sind drei- bis fünfteilig, stark zerschnitten und können im Normalfall in wenigen Wochen die Länge von einem Meter erreichen. In der Hauptvegetationszeit sind Blätter von zwei bis drei Metern keine Seltenheit. Auf der Unterseite der Blätter sowie in den Blattachseln befinden sich feine, kurze Härchen, welche bei Berührung ernstzunehmende Hautschäden zur Folge verursachen.
Der Riesenbärenklau ist überwiegend eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr bildet sie nach der Keimung eine Blattrosette mit ein bis vier Blättern aus. Im folgenden Jahr werden dann die Sprossachse mit den typischen Blütenständen, sowie weiteren Blättern angelegt. Nach dem Blühen und der Samenproduktion (Juni-August) stirbt die Pflanze ab. Durch die Unterbindung der Blüte aufgrund von ungünstigen Bedingungen (Mahd, Beschattung, ungünstiger Standort) kann die Pflanze als Blattrosette überdauern und somit mehrere Vegetationsperioden erleben.
Typisch für die Doldengewächse sind die tellerförmigen, weißen Blütenstände (Dolden), welche aus bis zu 150 Doldenstrahlen bestehen können, auf welchen dann die Einzelblüten sitzen. Diese Dolden erreichen bei der Herkulesstaude einen Durchmesser von bis zu 80 cm und können bis zu 40.000 Samen pro Pflanze erzeugen, welche im Boden mehrere Jahre keimfähig bleiben.
Die Verbreitung der Samen erfolgt durch Wind, Wasser und gelegentlich durch Tiere. Normalerweise werden die Samen aufgrund ihrer Größe nicht weit von ihrer Mutterpflanze wegtransportiert (<100m), und es entstehen so häufig kleinflächig konzentrierte Bestände. Falls jedoch eine Pflanze in Ufernähe wächst, kann der schwimmfähige Samen sehr wohl über weite Strecken transportiert werden. Deshalb kommt der Riesenbärenklau sehr häufig entlang von Gewässern vor und kann sich über weite Distanzen ausbreiten.
Bedeutung
Neben den ökologischen Gefahren und Problemen, die die invasiven Pflanzenarten für die autochthone Pflanzen- und Tierwelt darstellen (Veränderung der Zusammensetzung und Diversität der heimischen Pflanzengemeinschaften durch Konkurrenz), ist auch die Gesundheit der Menschen gefährdet.
Der Riesenbärenklau enthält in allen Pflanzenteilen hohe Konzentrationen an phototoxisch wirkenden Substanzen. Dieser klare, wässrige Pflanzensaft kann bei direktem Kontakt mit der Haut und in Kombination mit UV-Licht (Sonneneinstrahlung) beim Menschen schwere Hautverbrennungen verursachen. Die phototoxische Reaktion kann bereits 15 Minuten nach Hautkontakt einsetzen, nach 24 Stunden erscheinen Hautrötungen und Flüssigkeitsansammlungen in der Haut, welche Brandblasen ähneln. Nach etwa einer Woche tritt eine Hyperpigmentierung auf (ungewöhnliche Verdunkelung der Haut), welche monatelang anhalten kann. Die betroffene Stelle kann noch Jahre sehr empfindlich gegenüber UV-Strahlen bleiben. Feuchtigkeit (z.B. Schweiß oder Tau) sowie hohe Temperaturen verstärken die Reaktion, welche auch je nach individueller Sensibilität unterschiedlich sein kann.
Kontrollmethoden/Bekämpfungsstrategien
Seit 2007 werden von der Abteilung Forstwirtschaft Bekämpfungsmaßnahmen gegen die ungewollte Ausbreitung der Herkulesstaude durchgeführt. Die größeren Bestände wurden mit dem Bagger bearbeitet und entfernt. Einzeln auftretende Individuen wurden mit gezielter Schnitttechnik (Durchstechen der Pfahlwurzel im Boden, zeitiges Abschneiden der Stängel vor dem Ausbilden der Blütenstände) bekämpft. Aufgrund der hohen Vitalität und des extrem starken Regenerationspotenzials (Ausbildung von Nachtrieben und Notblüten) werden auch die ehemaligen Standorte laufend kontrolliert, um bei wiederholtem Auftreten frühzeitig zu handeln.
Insgesamt ist die Situation des Riesen-Bärenklau in Südtirol keinesfalls alarmierend, jedoch wird die zukünftige Entwicklung im Auge behalten.