Neophyten
Ursprünglich bei uns nicht heimische Pflanzen-, Pilz- und Tierarten werden in Fachkreisen als „Neobiota“ („neue Lebewesen“ oder auch „Neubürger“) bezeichnet bzw. „Neophyten“ (griech. für „neue Pflanzen“), „Neozoen“ („neue Tiere“) und „Neomyceten“ („neue Pilze“). Unter diesen Begriffen versteht man jene Organismen, die seit der Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 durch menschlichen Einfluss in neue Regionen gelangt sind.
Invasive Neobiota
Seither besiedelten Tausende solchen Arten neue Gebiete. Von diesen Neuankömmlingen schafft es nur ein Bruchteil, sich dauerhaft in der neuen Umgebung zu etablieren, und nur eine geringe Zahl, sich stärker zu vermehren und auszubreiten. Allerdings finden einige raschwüchsige, wenig anspruchsvolle, aber besonders konkurrenzstarke Neobiota bei uns derart günstige Lebensbedingungen vor, dass sie heimische Arten verdrängen, bestimmte Lebensräume dominieren und Ökosysteme verändern können.
Diese Problemarten nennt man „Invasive Neobiota“; manche von ihnen haben sich vor allem in den letzten Jahrzehnten sehr stark ausgebreitet. Beispiele dafür sind Riesen-Bärenklau, Staudenknöterich, Drüsen-Springkraut, Kanadische Goldrute, Robinie („Falsche Akazie“), Götterbaum oder Beifuß-Traubenkraut („Ragweed“).
Die Wege, auf denen invasive Neobiota zu uns gelangen und sich weiterhin aus- und verbreiten, sind so vielfältig wie ihre Herkunft. Einige Neophyten wurden gezielt eingeführt und angepflanzt – z.B. als Zierpflanzen – und sind später aus Gärten und Parks „geflüchtet“. Andere kamen als Kulturfolger von selbst oder wurden versehentlich verschleppt, beispielsweise beim Transport von Saatgut. Manche Pflanzensamen und -teile wurden entlang von Straßen und Gewässern durch Wind und Wasser oder im Profil von Reifen oder Schuhen weitergetragen. Dieser Prozess setzt sich nach wie vor fort, für die Ausbreitung von Neozoen und Neomyceten gilt Ähnliches.
Gefährdungen durch Neobiota
Neben der Veränderung von Lebensräumen ist die Ausbreitung gebietsfremder Arten eine der Hauptursachen für den Rückgang der Vielfalt unserer heimischen Fauna und Flora. Neobiota können aber auch beträchtliche wirtschaftliche Einbußen in Land- und Forstwirtschaft sowie gesundheitliche Risiken verursachen: So lösen Riesen-Bärenklau und Beifuß-Traubenkraut etwa hochallergische Reaktionen aus.
In letzter Zeit ist der Aspekt eines Klimawandels mehr und mehr in den Vordergrund gerückt. Viele Neobiota sind wärmeliebende Arten, die bei zunehmenden Temperaturen verbesserte Bedingungen vorfinden. Bei einer klimatischen Erwärmung in Mitteleuropa ist daher mit einer stärkeren Ausbreitung gebietsfremder Arten zu rechnen.
Je nach Art und Standort hat ein invasiver Neophyt verschiedene Auswirkungen auf die Biodiversität, also die biologische Vielfalt in einem Gebiet. Das Zurückdrängen oder Verdrängen anderer Pflanzen auf einer bestimmten Fläche und somit die Veränderung der biologischen Zusammensetzung des Ökosystems kann in einem geringeren oder höheren Ausmaß erfolgen, zeitlich begrenzt oder von längerer Dauer sein.
Der Forstdienst hat sich dem Problem der Neophyten angenommen und versucht geeignete Methoden und Maßnahmen umzusetzen, um die Ausbreitung der invasiven Neophyten zu verhindern oder einzudämmen.
In Südtirol sind von den 2.579 Südtiroler Farn- und Blütenpflanzen (Stand 2006) 84% (2.579) als heimisch eingestuft. Die restlichen 16% (410 Arten) werden als Neophyten geführt, wobei 185 den Status „unbeständig“, 134 „eingebürgert“ und 91 „mit unklarem Status“ (unbeständig oder bereits eingebürgert) haben. 32 Arten werden in Südtirol als invasive Neophyten eingestuft, d.h. sie können sich innerhalb kürzester Zeit verbreiten.
Unter folgendem Link (Homepage Naturmuseum Südtirol) kann die Verbreitung der in Südtirol vorkommenden Pflanzenarten näher untersucht werden.
Im Folgenden werden die bedeutendsten invasiven Pflanzenarten Südtirols kurz beschrieben, sowie deren Bedeutung und evtl. Bekämpfungsmaßnahmen angegeben.