Euregio-Dienstag beleuchtet Kooperation im Gesundheitswesen

Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen ging es beim heutigen Euregio-Dienstag in der Casa Moggioli in Trient.

Über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich haben heute (30. Jänner) im Rahmen des Euregio-Dienstags in der Casa Moggioli in Trient Rechtsexperten und Führungskräfte der Gesundheitsabteilungen der Euregio-Länder Tirol, Südtirol und Trentino referiert und debattiert. Das ganztägige Seminar, das sowohl in Präsenz als auch online verfolgt werden konnte, wurde von Euregio-Generalsekretär Christoph von Ach eröffnet. Er erinnerte daran, dass das Thema der Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich die Euregio seit deren Gründung im Jahr 2011 beschäftige.

Buchvorstellung

Verschiedene Aspekte der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich beleuchteten in der Folge Rechtsexperten und Forschende. Die Diskussionsgrundlage bildete das kürzlich im Wissenschaftsverlag ESI (Edizioni Scientifiche Italiane) in der Eurac-Reihe "Ius Publicum Europaeum" erschienene italienischsprachige Werk "La cooperazione transfrontaliera in ambito sanitario: l’area del Brennero", das Raffaella Coletti vom Forschungsinstitut CNR-Issirfa und Sara Parolari von Eurac Research gemeinsam herausgegeben haben. Es handle sich um ein multidisziplinäres Themenfeld, wurde betont, das aus unterschiedlichen Perspektiven, der soziologischen, wirtschaftlichen und geopolitischen betrachtet werden könne. Aufgabe der Euregio sei es, die Beziehungen zwischen den drei Ländern und deren Zusammenarbeit zum Wohle der Bevölkerung zu stärken. Gesprochen wurde unter anderem über die Gewährung von Dienstleistungen, über Schulungen und vor allem über bewährte Verfahren. Dabei wurden Vergleiche angestellt und Wissen ausgetauscht. An dem Austausch nahmen unter anderen der Generalsekretär der Region Trentino-Südtirol, Michael Mayr, Roberto Toniatti von der Rechtsfakultät der Universität Trient und Jens Woelk von der Universität Trient teil. Francesco Palermo von Eurac Research, Stefan Graziadei (Euregio), Esther Happacher und Matthias Haller (Universität Innsbruck) vertieften im Anschluss einige Themen der neuen Publikation. Dabei wurde auf die notwendige Zusammenarbeit zwischen den Ländern verwiesen, bei der der Mensch im Mittelpunkt stehe, jenseits der Hindernisse, der Grenzen, der unterschiedlichen Gesundheitssysteme, die Verwaltung von Gesundheitsakten und die Vertraulichkeit von Daten sowie die oft fehlende Möglichkeit der gegenseitigen Anerkennung der Qualifikationen des Gesundheitspersonals.

Diskussionsrunde  

Die Diskussionsrunde am Nachmittag bestritten die Verantwortlichen der Gesundheitsabteilungen der drei Landesverwaltungen: Giancarlo Ruscitti, (Generaldirektor der Abteilung Gesundheits- und Sozialpolitik des Trentino), Laura Schrott (Direktorin Abteilung Gesundheitswesen des Landes Südtirol) und Kathrin Eberle  (Leiterin der Abteilung Pflege des Landes Tirol). Ruscitti unterstrich die Bedeutung bilateraler Abkommen, die sich bewährt hätten. Sich auszutauschen und bewährte Praktiken zu teilen, zum Beispiel im Sicherheitsmanagement oder dem Beschaffungswesen, aber auch im klinischen Bereich, bei der Aufnahme von Intensivpatienten aus anderen Gebieten, sei wichtig, ebenso grenzüberschreitende Vereinbarungen für Bypass-Primärkliniken oder bei der Zusammenarbeit von Chirurgen. "Wir können so viel gemeinsam tun, vor allem für den Teil der Bevölkerung, der nicht an der Etsch oder in der Stadt lebt", betonte Ruscitti.

Kathrin Eberle sprach über den Erfahrungsaustausch und die Ausbildung in Tirol, unter anderem über das Projekt zur Entwicklung einer innovativen Diagnose für die Behandlung von Schlaganfällen. "Wir kooperieren bereits seit Jahren im Bereich der Krankenpflegeschulen, aber auch in der Geburtshilfe, der Radiologie und der Augenheilkunde und bieten Stipendien für Studierende aus Südtirol an", sagte sie. Eberle berichtete auch über das italienisch-österreichische Interreg-Projekt zur Diagnose von Schlaganfällen im Alter. "Wenn neue Wege beschritten werden, ist es wichtig, dass sich die Partner persönlich kennen lernen", erklärte Eberle.

Aus Südtiroler Sicht berichtete Abteilungsdirektorin Laura Schrott über die bestehenden Abkommen mit österreichischen Kliniken im Hinblick auf unterschiedliche Pathologien und zur Pflege- und Medizinausbildung. "Ein neues Modell für die Facharztausbildung in Form einer 'Arbeitsausbildung', führte Schrott aus, sei ein langer und schwieriger Weg, aber die EU dränge zu diesen Kooperationen. Auch Südtirols Studienförderung sei eine Erfahrung, die viel gebracht habe. "Es handelt sich um unterschiedliche Systeme, bei denen ein Gleichgewicht gefunden werden muss und vieles vom guten Willen aller Beteiligten abhängt", betonte Schrott, die sich sicher zeigte, dass dieses in vielen Bereichen gefunden werden könne.

Abschließend unterstrich Elisa Bertò vom Euregio-Generalsekretariat, dass es das Bemühen der Euregio sei, nicht nur im Gesundheitswesen gemeinsame und umfassende Perspektiven zu entwickeln, um eine immer umfassendere Zusammenarbeit zu ermöglichen. 


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red/jw