Waldpädagogik: Der Mensch im Dialog mit der Natur
Landesabteilung Forstdienst und pädagogische Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion organisieren seit 1996 Seminare zur Waldpädagogik - Landesrat Walcher: "Bedeutung des Waldes vermitteln"
WELSCHNOFEN (LPA). Welche Baumart ist die häufigste? 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Waldpädagogik-Seminar unter dem Motto Waldwunder – Waldwissen starten mit dieser Frage in einem Aktivierungsspiel vor der Forstschule Latemar in ihren zweiten Kurstag, unter ihnen Forstwachen, vier Lehrerinnen und ein Lehrer. Sie bekommen spielerisch Wissen vermittelt, von den Kursleiterinnen Simone Götsch, Fachlehrerin an der Fachschule Fürstenburg, und Birgith Unterthurner, Wildtierökologin. In der Photosynthese-Staffel etwa werden Holzklötzchen zum Traubenzucker, den die Pflanzen erzeugen.
An diesem Tag steht auch etwas ganz Besonderes auf dem Programm: eine waldpädagogische Baumfällung. Waldarbeits-Instruktor Christian Holzknecht von der Agentur Landesdomäne stellt zunächst seine Schutzkleidung vor und sein Werkzeug, darunter die Kluppe, ein Messgerät zur Durchmesserbestimmung von Baumstämmen. Der zum Fällen ausgewählte Baum hat einen Wurzelschaden, und bevor er gefällt wird, wird die Fällrichtung ausgemessen. Dabei wird deutlich, wie gut sich dieser Zugang für den Unterricht eignet, von der angewandten Mathematik bis zur Geschichte, sobald der Baum dann auf dem Boden liegt und die Jahresringezählung ein Alter von 100 Jahren ergibt. Am vorhergehenden Kurstag haben Lothar Gerstgrasser vom Landesamt für Bergwirtschaft und Laurin Mayer von der Forststation Meran dargelegt, wie ein Waldtag gestaltet wird und worauf bei der Planung zu achten ist.
Welche Baumart in Südtirol die häufigste ist? Die Fichte.
"Den Wald mit allen Sinnen erleben": Das ist das Motto der seit beinahe 30 Jahren von der Landesabteilung Forstdienst mit der pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion organisierten Seminare. "Waldpädagogik als Teil der Umwelterziehung soll die Bedeutung des Waldes als natürliche Ressource und Lebensgrundlage vermitteln", unterstreicht Forstwirtschaftslandesrat Luis Walcher. In diesem Sinne arbeitet das Personal des Landesforstdienstes eng mit den Schulen zusammen und begleitet Baumfeste und andere Waldausgänge, auch im Winter, und verschiedene Schulprojekte zum Thema Wald und Natur. Naturerfahrungen werden auch über Naturerlebniswege angeboten.
Wald und Wild sind der Inhalt der Waldpädagogik-Kurse, berichtet Paul Zipperle vom Landesamt für Forstverwaltung, der vom ersten Kurs an als Organisator dabei ist. Der Wald spielt eine wichtige Rolle für das Klima, er speichert Kohlendioxid und produziert Sauerstoff, er ist Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten und bietet Raum für Erholung. Waldpädagogik soll Freude und Interesse am Wald wecken und Wissen auf praktische und spielerische Weise vermitteln.
In den Waldpädagogik-Seminaren setzen sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Forstinspektorate und Forststationen mit Lehrerinnen und Lehrern an Schulen und Kindergärten mit Waldwissen auseinander. Jedes Seminar an der Forstschule Latemar dauert zwei Tage und besteht zum Großteil aus praktischen Übungen im Gelände. Das Programm enthält als Schwerpunkte die Bedeutung und Methoden der Waldpädagogik, Sinneserfahrungen im Wald, biologische Grundlagen der Lebensgemeinschaft Wald sowie Gestaltungsmöglichkeiten für den Unterricht im Freien.
mac