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Lupine - eine spannende Kulturpflanze
Der botanische Name des Altreier Kaffees ist Lupinus pilosus Murr. Diese Art wird in der Literatur kaum erwähnt. Im Wesentlichen sind es drei Arten, deren Anbau sowohl historisch und wie auch gegenwärtig eine größere Bedeutung hat:
•Die Weiße Lupine Lupinus albus
•Die Gelbe Lupine Lupinus luteus
•Die Blaue Lupine (Schmalblättrige Lupine) Lupinus angustifolius
Lupinen sind aufgrund ihrer attraktiven Blüten wohl den meisten Menschen bekannt. Man kennt sie als Zierpflanzen aus Gärten und als Ruderalpflanzen, die entlang von Waldsäumen und Rainen wachsen. Diese Art, die den meisten Menschen als Lupine sofort einfällt, ist die mehrjährige Staudenlupine (Lupinus polyphyllus). Zur Gattung Lupinus gehören ungefähr 300 Arten. Von diesen sind bisher 4 einjährige Arten für eine intensive Korn-Nutzung kultiviert worden: Seit Jahrtausenden werden die Weiße Lupine Lupinus albus ssp. albus aus dem Mittelmeergebiet und die Anden-Lupine Lupinus mutabilis aus den Hochlagen der Mittel- und Südanden genutzt. In den Anden hat sich bis heute der Mischanbau mit Quinoa (Reismelde) oder Mais erhalten. Die Gelbe Lupine Lupinus luteus und die Schmalblättrige Lupine oder Blaue Lupine Lupinus angustifolius sind mediterrane Arten, sie wurden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in Kultur genommen, die Blaue Lupine war jedoch schon vorher als Zierpflanze eingebürgert. Bereits in der Zwischenkriegszeit hatte man die Lupine und ihre vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten aufgrund ihres hohen Eiweiß- und Fettgehaltes entdeckt, wie folgendes Zitat zeigt: “Im Oktober 1918 lud in Hamburg die ‚Vereinigung für Angewandte Botanik’ zu einem ‚Lupinen-Festessen’ ein. Auf einem Tischtuch aus Lupinenfaser (aus der reifen Pflanze) wurden serviert: Lupinensuppe, Lupinenbeefsteak in Lupinenöl gebraten und mit Lupinenextrakt gewürzt, als Nachtisch Lupinenbutter und Lupinenkäse mit einem Lupinenschnaps und zum Schluss einem Lupinenkaffee. Zum Händewaschen lagen Lupinenseife und Handtücher aus Lupinenfaser bereit. Auch Schreibpapier aus Lupinenfaser und Umschläge mit Lupinenklebstoff wurden angeboten. Mit den Importmöglichkeiten von Eiweiß und anderen Rohstoffen schwand das Interesse an diesen “Hilfsstoffen“.
Als landwirtschaftliche Nutzpflanze sind Lupinen erst in den letzten Jahren wieder entdeckt worden. Heute werden aus Lupinen Brotaufstriche, “Süßlupinen-Käse“ (der ähnlich wie Tofu produziert wird), Mehle, Wurstersatz, Snacks, Gemüsebeilagen und Lupinen-Kaffee hergestellt. Süßlupinen können auch gekocht und gesalzen als Snack gegessen werden.
Bitterlupinen und Süßlupinen
Lupinen haben ursprünglich bittere Inhaltsstoffe, Alkaloide, die in größeren Mengen genossen für Mensch und Tier unverträglich sind. Ab dem Ende der 1920er Jahre gelang es in Deutschland, süße (= alkaloidarme) Formen zu züchten. Diese werden als Süßlupine bezeichnet. Die Geschichte der Auslese auf bitterstoffarme Sorten ist beinahe unvorstellbar: Durch die Entwicklung einer chemischen Schnellmethode, die die Untersuchung einer großen Zahl von Einzelpflanzen in kurzer Zeit ermöglicht, konnte der Züchter Reinhold von Sengbusch eine große Anzahl von Einzelpflanzen auf ihren Gehalt an Bitterstoffen untersuchen. In einer Anzahl von 1,5 Millionen Pflanzen fand er drei Pflanzen der Art Gelbe Lupine und zwei Pflanzen der Art Blaue Lupine, die praktisch alkaloidfrei waren: die Voraussetzung für die Auslese von alkaloidarmen “Süßlupinen“ war geschaffen.16 Die Süßlupine hat, neben der Sojabohne, die eiweißreichsten und fettreichsten Samen. Als Süßlupinen werden Formen mit einem Alkaloidgehalt von 0,01 - 0,03% bezeichnet. Ältere Sorten dieser Lupinen-Arten haben einen hohen Anteil an Alkaloiden und mussten gewässert werden, um sie von den Bitterstoffen zu befreien.
Der Anbau von Lupinen
Die Lupine ist ein so genannter Rohbodenpionier, der als Gründüngungspflanze zum Fruchtbarmachen der Böden angebaut werden kann. Lupinen haben eine starke Pfahlwurzel und ein ausgezeichnetes Durchwurzelungsvermögen. Besonders gut gedeihen sie auf sandigen, gut durchlässigen Böden mit einem niedrigen pH-Wert. Diese Ansprüche an Böden stellen sie, da die stickstofffixierenden Bakterien, die mit der Lupine in Symbiose leben, einen leicht sauren pH-Wert benötigen.
Die Knöllchenbakterien: Ein Leben in Symbiose
So wie alle Leguminosen können auch Lupinen, genau genommen die Knöllchenbakterien, die sich an ihren Wurzeln ansiedeln aus der Luft Stickstoff “ernten“ und damit den Boden düngen. Zwischen 100 bis 200 kg Stickstoff können Lupinen aus der Luft assimilieren. Das für die Lupinen zur Stickstoffbindung befähigte Bakterium Bradyrhizobium lupinii ist nicht auf allen Böden in ausreichenden Mengen vorhanden und muss eventuell durch Impfen des Saatgutes mit entsprechenden Präparaten ergänzt werden. Zu erkennen sind die Knöllchenbakterien durch knöllchenartige Verdickungen an den Wurzeln der Pflanzen.
(Letzte Aktualisierung: 02.07.2007)