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Archiv 2014
Euregio-Stromnetze am Brenner verbunden
Die drei Landeshauptleute der Euregio, Platter, Kompatscher und Fugatti, haben heute am Brenner die symbolische, grenzüberschreitende Verbindung der Stromnetze vorgenommen.
Unter dem Motto "Strom verbindet" haben die drei Landeshauptleute von Tirol, Günther Platter, von Südtirol, Arno Kompatscher, und des Trentino, Maurizio Fugatti, heute (1. Juni) am Brenner einen symbolträchtigen Schritt für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gesetzt: Im Umspannwerk Edyna haben sie die 132-kV-Leitungsverbindung zwischen den Netzbereichen Nord- und Südtirol wiederhergestellt und damit die Stromnetze verbunden. Um dies zu ermöglichen, waren zuvor Umspannwerke und Hochspannungsleitungen im Wipptal in Nord- und Südtirol neu gebaut beziehungsweise erweitert worden. Im neuen Umspannwerk Edyna am Brenner wurde ein Spezialtransformator installiert, um eine Vereinbarkeit der unterschiedlichen Betriebsspannungen in Nord- und Südtirol herzustellen.
Für Nachhaltigkeit in der Energiepolitik
"Am Brenner ist heute im wahrsten Sinne des Wortes der Funke übergesprungen", sagte bei der heutigen Veranstaltung am Brenner der derzeitige Euregio-Präsident Günther Platter. "Nachdem bereits im Jahr 2019 der Zusammenschluss der Glasfasernetze erfolgte, sind nun erstmals seit 60 Jahren die Stromnetze über die Grenze von Nord- und Südtirol verbunden." Der Zusammenschluss der Stromnetze bringe für die Zukunft einen klaren Mehrfachnutzen mit sich: Einerseits stabilisiere er die Energieversorgung, andererseits setze man damit auf eine längerfristige Deckung des Energiebedarfs aus ökologisch verträglichen Ressourcen, wobei der Stromzusammenschluss eine wesentliche Rolle spiele. "Die nachhaltige Entwicklung unserer alpinen Energiepolitik und die Absicherung und Stärkung des Stromverbundes im europäischen Kontext sind ausschlaggebende Themen für die Zukunft unserer Länder", sagte Euregio-Präsident Platter.
Technische Entwicklung ermöglicht Grenzüberwindungen
Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher unterstrich heute Mittag am Brenner, dass "die Überwindung der Grenzen in Europa in vielen Bereichen längst stattfindet, vor allem auch dank der Technologie". Dies werde auch durch den heutigen Stromzusammenschluss deutlich: "Durch diesen Zusammenschluss zwischen Norden und Süden wird die Stromsicherheit in Europa verbessert. Zugleich leisten wir für unsere Umwelt einen wichtigen Beitrag. Der Brenner muss als Symbol für das Überwinden von Grenzen stehen. Auch am Beispiel des grenzenlosen Mobilitätsprojekts Brennerbasistunnel wird deutlich, dass wir gemeinsam besser vorankommen", betonte Landeshauptmann Kompatscher. "Während der Pandemie sind die Grenzen für uns alle leider wieder spürbar geworden. Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino hat gerade im Jahr der Pandemie erlebt, wie wichtig der Zusammenhalt ist, um Grenzen zu überwinden. Die Europaregion will sich nun auch weiterhin einsetzen, damit die Bewegungsfreiheit innerhalb der Europaregion wieder einheitlich ermöglicht wird", erklärte Landeshauptmann Kompatscher.
Für den Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti ist hingegen der "heutige Tag ist ein weiterer Beweis dafür, dass sich die drei Gebiete der Euregio zunehmend miteinander vernetzen wollen und dies vor allem auch mit konkreten Fakten belegen".
Neues Edyna-Umspannwerk als technische Voraussetzung
Über die technischen Voraussetzungen und die Arbeiten, welche die neue Verbindung ermöglicht haben, informierten der Vorstandsvorsitzende der Tiroler Wasserkraftwerke AG Tiwag, Erich Entstrasser, und der Verwaltungsdirektor des italienischen Stromnetzbetreibers Terna, Adel Motawi. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Umspannwerks durch den italienischen Netzbetreiber Terna war die Voraussetzung dafür, dass "der Strom wieder grenzüberschreitend fließen kann, die Stromversorgungssicherheit weiter erhöht und Flaschenhälse ausgeschaltet wurden", berichtete Direktor Motawi, der auch die Parallelen zum Projekt am Reschenpass aufzeigte.
Der Vorstandsvorsitzender der Tiwag-Gruppe und zugleich Tinetz-Aufsichtsratschef, Erich Entstrasser, informierte: "Das Wipptal ist bisher über eine einseitige Stromleitung versorgt. Zukünftig wird im Falle von Störungen, beispielsweise bei Großwetterereignissen, jeweils von der anderen Seite eine zweite Anbindung des Wipptals zur Verfügung stehen." Entstrasser blickte auch auf die jahrelangen Vorarbeiten zurück, die 2003 aufgenommen worden waren und sich aus "strategischer, vertraglicher und juridischer Sicht sehr schwierig gestaltet haben".
Vollumfänglicher Energieaustausch ab 2022
Zunächst wird die neue Stromverbindung vorwiegend dazu genutzt, sich gegenseitig auszuhelfen. Ein vollumfänglicher Energieaustausch soll ab 2022 möglich sein. Dazu laufen derzeit Gespräche mit den dafür zuständigen Regulatoren. Bis Ende Juli wird die Tinetz auch notwendige Sanierungsarbeiten am Leitungsnetz im Wipptal abgeschlossen haben. Auf Tiroler Seite wurden einschließlich der erweiterten Umspannwerke in Vill und Steinach knapp 25 Millionen Euro investiert.
jw