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Waldagenda 2030: Sieben Ziele für Südtirols Wald- und Forstwirtschaft
Dem Wald haben seit 2018 Wind, Schnee und der Borkenkäfer stark zugesetzt. In der heute vorgestellten Waldagenda sind Analysen zum Ist-Zustand und Maßnahmen für ein nachhaltiges Morgen nachzulesen.
Die Landesregierung hat sich Nachhaltigkeit auf ihre Fahnen geschrieben, mit der Waldagenda werden aus dem Wort Maßnahmen. Forstwirtschaftslandesrat Arnold Schuler hat zusammen mit den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern und mit ihren Vertretungen in mehreren Gesprächen die Grundlage für die Zukunft des Südtiroler Waldes entwickelt. "Diese ist in sieben strategischen Handlungsfeldern zusammengefasst", erklärte Landesrat Arnold Schuler heute (30. März) bei einer Pressekonferenz. Die Bereiche sind die Unterstützung der forstlichen Betriebe, ein klimastabiler Wald für die Zukunft, die Förderung der biologischen Vielfalt, die Stärkung des Schutzwaldes, der Ausbau der Holznutzung, der Schutz von Wasser und Boden und der Dialog mit der Gesellschaft. "Zusammenfassend kann eines gesagt werden: Ohne ein funktionierendes Ökosystem Wald kann Südtirol das Klimaziel, nämlich Klimaneutralität innerhalb 2040, nicht erreichen", erklärte Schuler. Jeder Hektar Wald bindet pro Jahr nämlich 11 Tonnen Kohlendioxid aus der Luft.
Landesrat Schuler gab einen Überblick über den aktuellen Stand. "Von den gut 23.000 Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern in Südtirol besitzen nur 194 mehr als 100 Hektar", sagte er. Das macht die Gruppe "Waldeigentümer" zu einer bunten Gruppe mit verschiedenen Notwendigkeiten. Gerade in den letzten Jahren, wo Windwurf und Schneedruck, zuletzt der Borkenkäfer, Eingriffe im Wald nötig machen, braucht es Unterstützung auf verschiedenen Ebenen. "Südtirol besteht außerdem zu über 50 Prozent aus Wald, wiederum 58 Prozent davon sind als Schutzwald klassifiziert", erläutert Schuler. "Das bedeutet, er schützt Menschen und Infrastrukturen vor Erdrutschen, Lawinen und Überschwemmungen", fügt er hinzu. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, lokale Kreisläufe zu schaffen, so dass einheimisches Holz von einheimischen Betrieben ver- und bearbeitet wird. Gefördert wird dies auch durch das Ziel, jährlich mindestens 30 Prozent der öffentlichen Bauten in Holz- oder Hybridbauweise zu realisieren. 10 Prozent der gesamten Neubauten werden bereits jetzt in Holzbauweise errichtet. "Diese Entwicklung wird vom Land unterstützt: Nur wenn sich die Bewirtschaftung des Waldes auch finanziell lohnt, ist der Aufwand für Waldeigentümer und Waldeigentümerinnen auch interessant", sagt Landesrat Schuler in Bezug auf den ökonomischen Aspekt der Nachhaltigkeit in der Waldagenda. Jedes Jahr werden zwischen 700.000 und 800.000 Festmeter Holz aus den Wäldern entnommen. "Durch Schadensereignisse kommt etwa das Doppelte an Schadholz hinzu."
Günther Unterthiner, Direktor der Landesabteilung Forstwirtschaft, ging auch auf den ökologischen Aspekt ein. Der Wald ist Lebensraum für Tausende Tier- und Pflanzenarten, die die Biodiversität im Land garantieren. Eine Studie ergab, dass es in Südtirol 111 verschiedene Waldtypen gibt, allerdings auch 400 ortsfremde Arten. "Wir wollen Artenvielfalt, vor allem solche Pflanzen, die klimaresilient sind, wir müssen aber invasive Arten eindämmen“, sagt Unterthiner. Artenvielfalt macht das gesamte Ökosystem stabiler, so kann sich der Wald autonom an Veränderungen der Umwelt anpassen. Dem zugute kommt auch ein großer Artenreichtum bei den Tieren: Von den 14.700 in Südtirol nachgewiesenen Tierarten lebt ein Großteil ständig oder teilweise im Wald.
Letztlich wird der Wald auch von den Menschen als Erholungsraum, für verschiedene Sportarten oder als Ort des Naturerlebnisses genutzt. Es gilt hier, ein Bewusstsein für die Grenzen der Belastbarkeit der Natur und insbesondere für die Vulnerabilität des Bergwaldes zu schaffen und die Achtsamkeit der Menschen für die Natur und wild lebenden Tiere zu fordern. "Für den Erhalt des Waldes gibt es große Anstrengungen durch Politik und Verwaltung. Die Pflege des Schutzwaldes wird gefördert, ebenso Bewirtschaftung, Aufforstung und Schutzmaßnahmen", sagt Landesrat Arnold Schuler. Durch nachhaltige Jagdpläne wird das Rotwild auf einem dem Territorium angepassten Stand gehalten. "Unsere Priorität ist die nachhaltige und ressourcenschonende Entwicklung des Waldes: Für unseren Wald, für uns, unsere Betriebe und unsere Enkelkinder", so der Landesrat.
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uli/np