Archivbestände
Talferleege
Für Bozen stellt die Talfer bei Hochwasser seit jeher eine Bedrohung dar. Aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammen erste Erwähnungen von Wassermauern, für deren Errichtung und Erhaltung regelmäßig Steuern eingehoben wurden. Wie bei anderen Fließgewässern wurde in der frühen Neuzeit auch die Verbauung der Talfer durch eine Leege, eine Genossenschaft von Anrainern, übernommen, die durch die jährlich von den Mitgliedern eingehobenen Leegsbeiträge die Uferschutzbauten aus Holz und Stein entlang des Flusses finanzierten. Die Talfer-Leege bestand ursprünglich aus zwei Teilen: der oberen Talfer-Leege oder St.-Antoni-Leege, die den Abschnitt zwischen dem Ansitz Klebenstein und der Talferbrücke überhatte, und der unteren Talfer-Leege oder Punteiser Leege, die für den Flussabschnitt zwischen Talferbrücke und Mündung zuständig war. 1772 wurden die unabhängig voneinander operierenden Genossenschaften auf obrigkeitlichen Befehl hin zu einer einzigen Leege zusammengeschlossen. Am 16. Mai 1899 genehmigte der Stadtmagistrat Bozen die neuen Statuten, durch die sich die Talferleege im Sinne des Tiroler Wasserrechtsgesetzes vom 28. August 1870 als „Wassergenossenschaft Talferleege“ neu konstituiert hatte. Während der ebenfalls im Südtiroler Landesarchiv verwahrte Bestand Bozner Leegen Schriftgut der Talferleege aus der Zeit von 1770 bis etwa 1890 enthält, stammen die Akten des vorliegenden Bestandes aus der Zeit von 1894 bis 1939 und dokumentieren somit die jüngere Leegs-Geschichte. Im Gegensatz zu anderen Leegen, die sich am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts vermehrt auch um die Be- und Entwässerung der Leegsgründe bemühten, bestand der einzige Zweck der Talfer-Leege in der Abwehr des Hochwassers durch Instandhaltung der Wassermauer. Diese Aufgabe ermöglichte es der Talferleege auch nach dem Übergang Südtirols an Italien ihre Tätigkeit noch einige Jahre fortzuführen. Der letzte Obmann der Talferleege, Dr. Robert Überbacher, übergab die Leegsakten 1947 zur Verwahrung an den Rechtsanwalt Dr. Fritz von Aufschnaiter. Dr. Martin von Aufschnaiter übergab dem Südtiroler Landesarchiv im Oktober 2013 die Unterlagen zur Talferleege aus dem Nachlass seines Vaters als Depositum. Der Bestand enthält Pläne, Akten und Rechnungen zur Tätigkeit der Leege.
Z: 1880–1987
U: 1 lfm.
E: erschlossen
PT
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