Zeitzeugen berichten
Rudi Gamper: Rückkehr in die Heimat
Rudi Gamper, geboren 1942 in St. Roman bei Schärding, lebte bis 1950 in Oberösterreich. Die Aussiedlerfamilie kehrte 1950 nach Südtirol zurück und hat bis 1957 in Kasernen in Leifers gewohnt, die den Rückoptanten als Übergangsbleibe zur Verfügung gestellt wurden. Nach dem Besuch der Handelsschule und einer kurzen Berufserfahrung als Buchhalter bei Athesia, begann Gamper 1962 als freier Mitarbeiter beim Sender Bozen der RAI. Nach Jahrzehnten als Sprecher und Programmgestalter stieg er im Jänner 1998 zum Koordinator des Senders Bozen auf. Am 30. Juni 2006 ist Gamper in den Ruhestand angetreten.
» Laden Sie hier den Film herunter (7 MB)Als Rudi Gamper mit seiner Familie die Reise vom oberösterreichischen St. Roman nach Südtirol antrat, war dies für ihn keine Rückkehr in die Heimat. Gampers Familie war im Zuge der Option abgewandert und Rudi kam in Oberösterreich zur Welt. Die Reise nach Südtirol war für Gamper eine Fahrt in eine neue Welt, eine neue Heimat.
"Wir sind im Oktober 1950 aufgebrochen. Es herrschte eine sehr gedrückte Stimmung. Später hat mir meine Mutter erzählt, dass mein Vater sogar geweint hat. Er wollte in Oberösterreich bleiben. Er sagte: 'Hier in Österreich bin ich der Herr Gamper, hier respektieren sie mich. Drinnen bin ich wieder niemand.' Seine erste Erinnerung an Südtirol ist die Zugfahrt über den Brenner und der Empfang am Bozner Bahnhof. Von Bozen ging es dann nach Leifers, dort wurde Familie Gamper in den Kasernen untergebracht. "Da wurden wir regelrecht eingelagert. Es gab acht große Kasernengebäude, für die Rücksiedler waren die Kasernen Nummer fünf und sechs vorgesehen. In den anderen Kasernen lebten zum Teil Italiener, die nach der großen Überschwemmung aus Rovigo gekommen sind. Das Auskommen zwischen Deutschen und Italienern in den Kasernen war alles andere als ein gutes. Wir Kinder bewarfen uns oft gegenseitig mit Steinen", so Rudi Gamper.
Der heute 64- Jährig hat die Zeit in den Leiferer Kasernen in sehr guter Erinnerung: "Wir wurden von der Bevölkerung freundlich aufgenommen und trotz der primitiven Unterkunft waren die sieben Jahre eine schöne Zeit".