Zeitzeugen berichten
Sandro Panizza: Abgeordneter im ersten Regionalrat
Sandro Panizza, geboren am 17. Februar 1922 in Cortina di Vermiglio, kommt 1932 mit seiner Familie nach Bozen. Unmittelbar nach Kriegsende wurde Panizza Sekretär der Arbeiterkammer, er hat den Gewerkschaftsbund CISL/SGB mitbegründet und war erster Präsident des Patronats ACLI in Bozen. 1948 wird Panizza auf der Liste der DC in den Regionalrat gewählt, dem er bis 1964 angehört.
» Laden Sie hier den Film herunter (3 MB)Ohne den Pariser Vertrag hätte es die Entwicklung nicht gegeben, die Südtirol in den folgenden Jahren genommen hat. Der Vertrag hat darin eine zentrale Rolle gespielt und war ein politisches Meisterwerk Degasperis.“ Sandro Panizza weiß, wovon er spricht: er war Gewerkschafter, Mitbegründer des CISL/SGB und in den Nachkriegsjahren 16 Jahre lang DC-Regionalratsabgeordneter.
„Wenn wir heute auf den Pariser Vertrag zurückschauen, dann schauen wir in eine Zeit zurück, die eine zentrale Rolle im Leben aller spielt, die damals in Südtirol gelebt haben“, glaubt Panizza. „Damals haben wir alle Hoffnungen aufgenommen, die im Krieg geboren worden waren, und versucht, diese Hoffnungen in Taten umzusetzen.“ Es sei dies auch der Grund gewesen, warum die Italiener in Südtirol die großen italienischen Parteien, allen voran die DC, gewählt hätten. „Und wir haben natürlich versucht, diese Hoffnungen nicht zu enttäuschen, den Italienern in Südtirol Vertrauen in die Zukunft und eine Verwurzelung in Südtirol zu geben – eine Verwurzelung als Bürger erster Klasse, als vollwertige Bürger“, so Panizza, „dies war das vorrangige ‚ethische‘ Problem der damaligen Zeit.“
Das wichtigste sei in dieser Zeit gewesen, das Recht, in Südtirol zu leben, auch für die italienische Volksgruppe anzuerkennen, erklärt der ehemalige DC-Politiker weiter. In diesem Zusammenhang sei auch die Auseinandersetzung mit der SVP auf zwei Ebenen erfolgt: „Auf der einen Seite war da die politische Ebene, auf der sich die SVP den italienischen Parteien gegenüber sah, auf der anderen Seite gab es aber auch eine menschliche Ebene, auf der es galt, die ethnischen Spannungen abzubauen und die Zukunft Südtirols auf der Zusammenarbeit zwischen den Volksgruppen aufzubauen“, so Panizza.