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"FROZEN STORIES" wird verlängert und um neue Gletscherfunde ergänzt

Die Sonderausstellung zur archäologischen Seite des Klimawandels "FROZEN STORIES – Gletscherfunde aus den Alpen" im Südtiroler Archäologiemuseum wird um ein Jahr bis 10. Jänner 2016 verlängert. Dazu wird die Ausstellung um neue Objekte ergänzt. Sie sind ab 11. Februar zu besichtigen.

Funde von der Ortlerfont im Ersten Weltkrieg (© Ortler Sammlerverein/Südtiroler Archäologiemuseum)

„Frozen Stories" beleuchtet die archäologische Seite des Klimawandels: Die anhaltende Gletscherschmelze beschert jährlich neue Funde, die in Eis konservierte Geschichten und Schicksale unserer Vorfahren im Alpenraum freigeben. Die Funde umspannen den Zeitraum von 5000 v. Chr. bis hin zu Kriegs- und Freizeitunfällen in den 40-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Zur Verlängerung der Ausstellung werden einige Funde ausgetauscht und durch neue Objekte ergänzt.

Vom Porchabella-Gletscher aus dem Engadin stammen die Überreste einer jungen Frau aus dem 17. Jahrhundert. Erste Gegenstände von Körper und Ausrüstung der Frau wurden bereits 1990 gefunden. Dank der Entdeckung von Ötzi wurden für die weitere Bergung Archäologen herangezogen. Sie konnten nicht nur Skelett und Körperreste der Frau bergen, sondern auch Kleider, ihren Hut, einen Rosenkranz, pechvernähte Schuhe und Essgeschirr. Die junge Frau stammte möglicherweise aus Südtirol und nutzte den Übergang, um Arbeit zu suchen. Dabei stürzte sie möglicherweise in eine Gletscherspalte. Die Forschungen um diesen Fundkomplex sind noch im Gang und werden in den kommenden Monaten neue Erkenntnisse bringen.

Von den harten Überlebensbedingungen der Soldaten an der Ortlerfront berichten Funde der österreichisch-ungarischen und der italienischen Armee aus dem Ersten Weltkrieg. Schuhe, Überschuhe, Socken, Handschuhe, Gasmasken der Soldaten sowie Konservendosen und Papierrollen zum Kochen zeigen, was es bedeutete, selbst zu überleben und dann noch die jeweilige Grenze zu verteidigen.

Oft sind es zunächst Alpinistinnen und Alpinisten, die unvermittelt auf menschliche Hinterlassenschaften stoßen. Holz, Metall, Leder, Stoff und viele andere Materialien werden bei Minusgraden und unter Ausschluss von Licht und Luft bestens konserviert. Bedroht werden die Objekte im Eis dabei nur von den immensen Kräften, die durch die Gletscherbewegungen auf sie wirken. Damit auch die Bergung der Objekte fachgerecht von statten gehen kann, wurde eine Kooperation mit dem Alpenverein Südtirol (AVS), dem CAI (Club Alpino Italiano) und den Südtiroler Hüttenwirten in Gletschernähe ins Leben gerufen, um mögliche Finder zu sensibilisieren. Auch für die kommende Wandersaison sind gemeinsame Veranstaltungen und Aktionen vorgesehen.

Die Schau „FROZEN STORIES - Gletscherfunde aus den Alpen" zeigt seltene und teilweise erst kürzlich geborgene Funde aus den Gletscherregionen der Alpen, manche von ihnen werden erstmals öffentlich ausgestellt. Die geborgenen Gegenstände konfrontieren uns mit Geschichten und Schicksalen unserer Vorfahren. Und mit dem Nachweis dafür, dass Menschen in den unwirtlichen Höhen der Alpen seit jeher anzutreffen sind; Kälte, Schnee und unerträglichen klimatischen Bedingungen zum Trotz. Was bewegt Männer und Frauen seit jeher dazu, Gletscherregionen aufzusuchen? Die Sonderausstellung begibt sich auf ihre Spuren und rekonstruiert Absichten, Geschichten und Tragödien.

Ein multimedial gestalteter Parcours mit Animationen, Videos und Originalfunden macht das Phänomen Gletscher fassbar und fasziniert durch seine Aktualität.

SAN

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